Autor | Janet Mann (Hrsg.) |
Verlag | Konrad Theiss (WBG) |
Umfang | 192 Seiten |
ISBN | 978-3-8062-3790-0 |
Preis | Fr. 41.30 (UVP) |
Wale und Delphine sind Sympathieträger, und als solche beförderten ihre Flossen und Finnen wesentliche Aspekte des aufstrebenden Tier- und Umweltschutzes. Zum einzufordernden Grundwissen über sie zählt, dass sie keine Fische sind und viele ihrer Vertreter zu den mithin intelligentesten Säugetieren gezählt werden. Wer sich noch etwas vertiefter mit ihnen beschäftigt hat, kann auch wissen, dass Delfine trotz ihres Lächelns nicht nur "nett" sind, Orcas über ausgefuchste Jagdstrategien verfügen oder dass der Walfang als Triebkraft der Industrialisierung, wie er im Game Dishonored vorgeführt wird, mit Blick auf unsere eigene Geschichte gar nicht sooo weit hergeholt ist. Doch das ist natürlich längst nicht alles. Was Zoologie und Verhaltensforschung darüber hinaus an aktuellen Erkenntnissen zu den beliebten Meeressäugern gesammelt haben, lässt sich nun in diesem prächtigen und packenden Sachbuch entdecken.
Wie Titel und Untertitel des Buches verraten, geht es ihm in seiner schwerpunktmässigen Fragestellung um die vielbeschworene Intelligenz der Cetaceen. Das ist schon insofern eine gute Wahl, als es die Frage ist, die wohl die meisten potentiellen Leserinnen am brennendsten interessiert. Sie ist es ausserdem, da sich daran ein nahezu umfassender Überblick des verfügbaren Wissens, der jüngsten Forschung und der zahlreichen verbliebenen Rätsel um die verschiedenen Barten- und Zahnwale, Delfine und Schweinswale festmachen lässt. Physiologie und Kommunikation, Kognition, Sozial- und Sexualleben, Kultur und Jagdverhalten - alles lässt sich um diese faszinierende Frage sinnvoll anordnen und dann mit der Darstellung der Protagonistinnen und Methoden ihrer Erforschung spannend verbinden.
Um diese weit ausgreifende Aufgabe übersichtlich, in verständlicher Kürze und dennoch kompetent zu bewältigen, verbündete sich die Biologin, Psychologin und bekannte Delfinforscherin Janet Mann mit einer ganzen Riege namhafter Forscherinnen und Forschern. In diesem Zusammenspiel der Fachdisziplinen und Expertisen gelingt es, die mannigfaltigen Aspekte der Materie ohne übermässige Abstriche in Detailbedarf und wissenschaftlicher Präzision allgemeinverständlich auszuloten. Unter reicher Beigabe eindrucksvoller Fotografien von Bryant Austin und Ewa Krzyszczyk, mit Hilfe vertiefender Fallstudien und einer Vielzahl eingängig ausgedeuteter Grafiken und Diagramme lassen uns die Autorinnen nah an ihrer Faszination und Begeisterung teilhaben. Dass sie dies nicht in Selbstdarstellung tun, sondern dabei stets nach der kameradschaftlichen Allianz mit der Leserschaft suchen, war uns längst nicht der einzige sympathischste Zug ihrer ambitionierten Anstrengungen.
Die Allianz mit der Leserinnenschaft verfolgt dabei auch pragmatische Ziele. Wir wissen ja, dass der Kampf um den Schutz der Delfine und Wale längst nicht gewonnen ist. Dass dieser ebenfalls den hier schreibenden Wissenschaftlerinnen eng am Herzen liegt, kulminiert am Ende in der sorgfältigen Darlegung der Bedrohungen der verschiedenen Walarten. Den besten Teil ihrer Bemühungen um unsere diesbezügliche Achtsamkeit und Unterstützung haben sie bis dahin bereits erledigt, indem sie unsere Begeisterung und unser Verständnis für die Meeressäuger kraftvoll (re)aktiviert haben. Im Übrigen schliessen sie daran ein paar einfache Vorschläge an, wie den Schutzbemühungen im Alltag wirkungsvoll beigesprungen werden kann. Auf dieser aufmunternden Note schliesst das Buch, auf das wir künftig, gefragt nach einer spannenden und informativen Publikation zu Walen oder Delfinen, als erstes hinweisen werden.
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