Autor | Carlos Magdalena |
Verlag | Malik |
Umfang | 282 Seiten |
ISBN | 978-3-89029-503-9 |
Preis | Fr. 29.90 (UVP) |
Abenteuer und Pflanzen: Diese zwei Begriffe gehen in ihrer alltäglichen Interpretation nicht unbedingt zusammen. Das täuscht. Schon Gilgamesch, Kulturheroe der Sumerer, erlebte das eine im Zusammenhang mit dem andern, und ihm folgten Entdecker, Wissenschaftler und Exzentriker, Alexander von Humboldt etwa oder Johnny Appleseed. Und jetzt Carlos Magdalena. Auch ihm geht es weniger ums Abenteuer als um die Pflanzen. Als botanisch ausgebildeter Gärtner pflegt und vermehrt der gebürtige Spanier einige der seltensten Pflanzen der Welt in den Londoner Kew Gardens. Wenn dann der Ruf ertönt, irgendwo - in Peru, Australien oder auf Mauritius - befinde sich eine aussterbende Pflanze in unmittelbarer Gefahr, springt der Gärtner auf und rennt der Artenschützer los, sie zu retten.
Seinen Beinamen verdankt der "Pflanzenmessias" einem Journalisten, der einen Artikel über ihn mit "El mesías de las plantas" betitelte. Er selbst versichert uns in der Einleitung seines Buches, er leide unter keinem Messias-Komplex. Ganz nehmen wir ihm das nicht ab; dafür kokettiert er dann doch etwas zu verliebt mit der Etikettierung. Überhaupt macht er wenige Anstalten, sein Licht unter den Scheffel zu stellen. Das ist dann allerdings ein Stolz, der sich der eigenen Leistungen bewusst sein kann, ohne die Beiträge und Leistungen anderer darum unterminieren zu müssen, und mehr noch als dieser Stolz zeichnen ihn andere Züge aus: Wildentschlossene Leidenschaft und eine fürsorgliche Liebe zu den Pflanzen. Allen Pflanzen, insbesondere aber jenen, die durch das Wirken der Menschen in Bedrängnis geraten. Und die erwähnten Leistungen, die er hier vorzuweisen hat, können das bisschen Angeberei schon rechtfertigen.
Aber was zeichnen wir hier überhaupt für ein Bild von einem Buch, das uns zu den muntersten, konstruktivsten und lehrreichsten Lektüren des Jahres zählt? Geben wir doch stattdessen ein Beispiel von den Verdiensten, die uns Carlos Magdalena in charmante Erzählung packt: Jene etwa, wie er in einer weggeworfenen Zeitschrift von einer gefährdeten endemischen Lobelie liest und sich abmüht, noch Samen zu finden. Er findet sie im Klebstreifen eines uralten Briefumschlags, bringt sie zum Keimen... und stösst damit die Rettung einer Pflanze an, die schon weithin als ausgestorben galt. Meist jedoch läuft das nicht so bequem im geschützten Garten. Dann muss er raus in krokodilverseuchte Gewässer, hinauf auf Bäume oder quer durch ausgedörrte Landstriche, sich mit Behörden herumschlagen und Anwohner überzeugen, um seine Schutzbefohlenen zu verteidigen oder auch nur Samen sicherzustellen; egal, ob es sich um die kleinste Seerose der Welt oder einen tausendjährigen Baum - einen Huarango - handelt.
Das hätte alles nur Unterhaltungswert, bettete Carlos Magdalena da hinein nicht eine Fülle von grundlegendem und spezialisiertem Pflanzenwissen - spezialisiert etwa im Bezug auf Seerosen, seine besonderen Lieblinge - und erläuterte uns schlüssig, weshalb es sich für die Menschheit lohnen kann, eine kleine Blume an einem Teich auf einer abgelegenen Insel vor dem Aussterben zu retten. Und das wären wiederum nur Informationen, erklärte er uns nicht mit unversiegender Energie, wie sich auch die kapriziöseste Pflanze mit Einfallsreichtum und Geduld zum Keimen oder Blühen überreden lässt, und heizte ganz allgemein die Begeisterung und Liebe an, diesen weit unterschätzten irdischen Mitbewohner pfleglich beizuspringen. So aber ist sein Pflanzenbuch das schönste und wertvollste, das uns seit Längerem in die Hände fiel.
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