Autor | Kirsten Brodde / Alf-Tobias Zahn |
Verlag | oekom |
Umfang | 141 Seiten |
ISBN | 978-3-96238-054-0 |
Preis | Fr. 20.70 (UVP) |
Wer im deutschen Sprachraum einmal zu den ökologischen Belangen der Modebranche recherchiert hat, wird über ihren Namen schon gestolpert sein: Kirsten Brodde. Die profilierte Kritikerin der Modeindustrie und Leiterin der Detox-Kampagne von Greenpeace darf gerne als eine der vorrangigen diesbezüglichen Expertinnen gelten und beweist dabei auch immer gutes Geschick, ihr unbequemes Fachwissen unter die Leute zu bringen. Für ihr neues dementsprechendes Unternehmen hat sie sich mit dem Modeblogger Alf-Tobias Zahn zusammengetan. Der praktische Ratgeber der beiden hält sich indessen mit Kritik an der Fast Fashion gar nicht lange auf, sondern startet nach der prägnanten Faktenkundgebung dazu gleich in die Ideensammlung, wie der Vorherrschaft der Wegwerfmode im eigenen Alltag die Gefolgschaft aufgekündigt werden kann.
Die wichtigsten Stichworte hierfür dürften schon allgemein eingesickert sein: Reparieren, tauschen, reduzieren. Doch natürlich ist damit in der praktischen Umsetzung noch nicht viel gewonnen: Es gilt Anlaufstellen zu finden, neue Fertigkeiten und Gewohnheiten zu entwickeln oder auch einmal ein Vorurteil umzustossen. Zu all dem versammelt der Ratgeber konkrete Unterstützung und Information. Die reicht vom gekonnten Ausmisten des Kleiderschranks (bei dem dann möglichst kein "Abfall" anfällt) über das beherzte Umstyling, Upcycling und Reparieren der Garderobe bis zur Frage, welches Öko- und Fair-Trade-Siegel unser Vertrauen verdient. Erweitert wird dies dann noch um die Spezialbelange der Accessoires und der Kindermode. Und da die Veränderung eines so intimen Lebensbereichs ja nicht immer leichtfällt, ermutigen uns die Autorinnen dabei mit ihren persönlichen Erfahrungen und den dabei aufgespürten Tricks und Tipps.
Ebenfalls diesem persönlichen Zugang entspringt eine kleine Modenschau der Lieblingsoutfits von Kirsten Brodde und Alf-Tobias Zahn. Wobei sich uns da – die beiden mögen uns das verzeihen - ein leichter Zweifel regte, ob diese Kollektion das modeaffine Publikum von der Grünen Mode überzeugen wird. Und das ist schade, auch wenn wir ins Auge fassen, dass sich das Buch per Untertitel an jene urban creatives wendet, die bereits "die Wegwerfmode satthaben". Hier wäre unserer Meinung nach noch etwas zu gewinnen, ebenso wie bei ihrer umfangreichen Adresssammlung von Anbietern von Öko- und Second-Hand-Mode. Die beschränkt sich ausschliesslich auf Deutschland, weshalb wir uns für eine Neuauflage wünschen würden, dass sie sich noch auf Österreich und die Schweiz erweiterte.
Diese Neuauflage möge indessen - geht es nach unserem Gusto - möglichst bald notwendig werden. Die Umorientierung in der Modeindustrie ist die nächste grosse, durch unser persönliches Konsumverhalten beeinflussbare Baustelle zur Nachhaltigkeit, und dieser Ratgeber bietet hier vorzügliche und umfassende Orientierung. Dies im Auge, empfehlen wir ihn deshalb trotzig auch all jenen, die sie noch nicht satthaben, die Wegwerfmode.
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