Buch «Schweizer Brutvogelatlas 2013-2016»

Buch «Schweizer Brutvogelatlas 2013-2016»

Verbreitung und Bestandsentwicklung der Vögel in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein

Die Ornithologinnen und Ornithologen der Schweiz räumen ihre Regale frei. Der neue Schweizer Brutvogelatlas ist erschienen, und er ist ein gewaltiger Schinken. Das darf er sein: Diese zentrale Veröffentlichung der Schweizer Ornithologie und des Vogelschutzes ist ein Standardwerk.

 Autor Peter Knaus et.al.
 Verlag Schweizerische Vogelwarte
 Umfang 648 Seiten
 ISBN 978-3-85949-009-3
 Preis Fr. 88.-- (UVP)

 

Für die Nicht-Vogelkundler unter uns: Der Brutvogelatlas heisst Brutvogelatlas, weil er nicht alle Vögel behandelt, die in der Schweiz hier und da mal auftauchen, sondern eben jene, die hier brüten. Die also hier so recht heimisch sind, mit Wohnung, Kindergarten, Hochzeit und allem. Das sind dann aber auch schon eine ganze Menge - 249 Arten und Unterarten insgesamt. Sie alle zu zählen und in ihrer Bestandsentwicklung zu erfassen, wurde die gesamte Schweiz - hoch in die Gipfel und tief in den Wald - in Planquadrate unterteilt. Dahin begaben sich dann über 2000 freiwillige Feldornithologinnen und -ornithologen von 2013 - 2016, um zu beobachten, Daten zu sammeln und damit Veränderungen sichtbar zu machen. Diese Daten macht uns der Atlas leichtverständlich in Bild, Wort und Kartenmaterial zugänglich und übersetzt sie in einen umfassenden Überblick zur Diversität und Verbreitung der Vögel in der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein.

Die gute Nachricht: Es gibt Grund zur Hoffnung. Vereinzelte Vogelarten festigen ihre Bestände, vereinzelte Gebiete können Zuwächse verzeichnen; Vogelschutzmassnahmen greifen, allgemeine Umweltverbesserung zeigen Ergebnisse. Die schlechte Nachricht: Mit schlichter Hoffnung ist es immer weniger getan. Weiterhin sind mehr als ein Drittel der Schweizer Brutvögel recht akut, etwa die Hälfte potentiell gefährdet, und Bedrohungen wie der Klimawandel oder fortschreitende Lebensraumverluste attackieren die Erfolge resolut. Mit einer Übersicht über die Veränderungen, denen die Schweizer Landschaften aktuell unterliegen, beginnt deshalb der Band. Dem folgt - dem wissenschaftlichen Auftrag des Werkes entsprechend - eine detaillierte Darstellung der Methoden, die den darin gesammelten Fakten und ihrer Auswertung ihre bislang unerreichte Präzision verleihen.

Vor diesem wissenschaftlichen Eifer muss dann aber im Folgenden kein Laie zurückschrecken: Weder im kurzen, allgemeinen Abriss der grossen Entwicklungstendenzen noch im eigentlichen Herzstück des Buches, den individuellen Beschrieben von Verbreitung, Häufigkeit und Bestandsentwicklungen (samt Gefährdungs- und Schutzerfolgsfaktoren) aller Schweizer Brutvogelarten. Im Schwerpunkt fokussieren die Beschreibungen auf die Veränderungen seit der letzten Zählung 1993-1996, immer ergänzt um einen Ausblick auf grössere Zeitspannen und auch einen internationalen Vergleich. Das ermöglicht einen klaren Blick auf die Bestandszahlen auch über mögliche kurzfristige Einbrüche und Höchstwerte hinweg und legt Grund für die jeweiligen spezifischen Schutzempfehlungen. Dem angefügt findet sich jeweils reichliches, anschauliches Kartenmaterial.

Eingestreut zwischen diese Porträts findet sich eine stattliche Anzahl von Fokustexten. Hier öffnen die Autorinnen den Blick jeweils wieder auf übergeordnete Themen des Vogel- und Biodiversitätsschutzes. Auf besonders sensible Lebensräume wie Feuchtgebiete oder Wiesen wird aufmerksam gemacht, es werden spezifische Bedrohungsszenarien analysiert und mit Empfehlungen zum Gegenruder bestückt, grössere Bewegungen und Entwicklungen kommentiert und zwischendurch auch mal ein speziell ornithologisches Faszinosum erörtert. Damit stellt das aufwändige Werk auch das anspruchsvollste Gemüt zufrieden und lässt keinen Zweifel am Gelingen seines Anspruchs: Die massgebende Grundlage für den Schutz und die Förderung der einheimischen Vögel und ihrer Lebensräume zu sein.

Was dabei, geschuldet der grundsätzlich sinnvollen Individualisierung der empfohlenen Schutzmassnahmen auf die jeweiligen Vogelarten, nicht immer leicht fällt, ist deren Gewichtung - ob nach Dringlichkeit oder Wirkkraft. Das wird indessen meistenteils aufgefangen von den Fokustexten. Uns fällt dabei vor allem die überwiegende Kongruenz der Vogelschutzanliegen mit den weiter gespannten Umweltanliegen ins Auge: Die gewünschte Abkehr von einer industrialisierten, gleichmacherischen Agrarwirtschaft etwa, die Förderung von Feuchtgebieten, eine tiergerechte Aufwertung von Siedlungsgebieten oder die Verbreitung der Kunde vom Wert des Totholzes. Ganz insgesamt sichert sich der neue Brutvogelatlas vom Start weg seinen Platz als Standardwerk in den Regalen der Schweizer Ornithologinnen. Bezogen werden kann es über die Schweizer Vogelwarte Sempach bzw. deren Website, www.vogelwarte.ch.

 

Rezension: Sacha Rufer


 

 

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