Autor | Lars Gejl |
Verlag | Haupt |
Umfang | 304 Seiten |
ISBN | 978-3-258-08089-5 |
Preis | Fr. 48.-- (UVP) |
Die Faszination für Greifvögel ist für viele der Startschuss in die Ornithologie. Ihr majestätisch stiller Flug, ihre elegante Silhouette, von Nahem dann ihr imponierend grausamer Schnabel, ihr strenger Blick... Wenn wir uns wünschen, fliegen zu können, dann wünschen wir uns, zu fliegen wie sie. Lars Gejl weiss das und versetzt uns deshalb in seiner Einführung zur Physiognomie und Lebensart der europäischen Greifvögel in ihr Federkleid. Er lässt uns dieserart nahe teilhaben an den vielen Herausforderungen ihres Lebens vom Aufbrechen der Eischale bis zum Erwachsenenalter.
Das ist schon mal eine inspirierte Idee des dänischen Naturfotografen und Naturbuchautors. Ihr folgen noch weitere. In seine ausführlichen Porträts der 40 Greifvogelarten Europas mischt er reichlich Silhouettenzeichnungen, die uns die Raubvögel dann aber nicht nur aus der Unteransicht erkennbar machen, sondern immer wieder mal auch in anderen Winkeln und Situationen: Von der Seite, im Abflug, sitzend... Die grundlegende Eingebung ist indessen die, uns die Falken, Geier, Adler, Weihen usw. nicht hauptsächlich in der präzisen ornithologischen Beschreibung nahezubringen, sondern vorderhand in über 500 faszinierenden Fotografien und Bildbeschrieben. Diese reichhaltige Bebilderung lässt sich in zwei Kategorien teilen. Da wären zum einen die meist grossflächigen, eindrucksvollen Schnappschüsse der Vögel in action, die sie uns in ihrem Lebensumfeld in erstaunlicher Intimität vorführen. Die vielen weiteren Abbildungen verteilen sich über doppelseitige Bildtafeln und ermöglichen uns die genaue Bestimmung der Vogelart anhand ihres wechselnden Federkleids: Dem juvenilen, dem adulten, und all den Varianten dazwischen.
Dass diese Bestimmung im Zusammenspiel all der genannten Hilfestellungen recht kinderleicht gelingt, können wir gleich mal aus dem Selbstversuch bestätigen. Dabei ist das Buch gar nicht vordringlich ein Bestimmungsbuch, diese Eignung also schlicht nur ein Zusatznutzen, dem viel Aufmerksamkeit gewidmet wird. Im Wesentlichen ist es genau das, als was es sich im Untertitel anbietet: Ein Handbuch zum schnellen Zugriff auf die vielfältigen, präzisen Informationen zu den Habitaten, der äusseren Gestalt und der Brutbiologie der europäischen Greifvogelarten. Diese Porträttexte sind, in Konkurrenz zum reichen Bildanteil stehend, sehr übersichtlich und dicht gehalten; ins Erzählen gerät Lars Gejl da nicht. Das mag man hier und da bedauern, zumal er uns in seiner Einführung beweist, dass er dessen durchaus mächtig wäre. Dennoch darf man feststellen, dass ihm auch in seinen konzentrierten, faktenorientierten Beschreibungen der Vögel am mühelosen Verständnis und Lesefluss seines Publikums gelegen ist - die kurze Vertiefung in seine Unterweisung in die Fachbegriffe vorausgesetzt.
Das Bildhandbuch vereint damit in einzigartiger Pracht und Übersicht die Ambitionen eines Informationswerks, eines Bildbands und eines Bestimmungsführers. Unsere weder majestätische noch elegante, aber immerhin prägnante Reaktion: Wow!
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