Buch «Der Palmöl-Kompass»

Buch «Der Palmöl-Kompass»

Hintergründe, Fakten und Tipps für den Alltag

Palmöl vermeiden. Schon klar. Jedoch die Thematik ist komplexer als das. Dies reflektiert darzulegen, ohne dafür im Engagement einzuknicken, gelingt diesem Buch vorzüglich.

 Autor Frauke Fischer / Frank Nierula
 Verlag oekom
 Umfang 172 Seiten
 ISBN 978-3-96238-106-6
 Preis Fr. 27.60 (UVP)

 

Palmöl ist schlecht. Soviel ist schon mal sicher. Ebenso gewiss ist, dass ihm kaum zu entkommen ist. Zwar gibt es die Apps, die uns umweltbewussten Endverbraucherinnen mitteilen, ob ein Produkt es enthält, und das Internet ist voll mit Tipps zur Vermeidung des übelbeleumdeten Öls der Ölpalme Elaeis guineensis. Was Apps und Internet indessen weniger leisten, ist der reflektierte Faktencheck und die gründliche Aufklärung dazu, wie eine ansonsten doch recht unschuldige Palme das Klima und die Ökosysteme denn genau schädigt. Und selten stellen sie die Frage, ob eine globale Flucht aus der Palmölwirtschaft überhaupt sinnvoll oder machbar wäre. Dafür - und für verlässlichen Rat, wie der eigene Konsum des allgegenwärtigen Pflanzenöls verantwortungsvoll zu gestalten ist - gibt es nun dieses Buch.

Frauke Fischers und Frank Nierulas kompetente Orientierungshilfe durch den unübersichtlichen Dschungel der Palmölwirtschaft neigt trotz notwendiger Relativierungen nicht zu begütigendem Relativismus. So klar ihnen ist, dass die Gesamtlage komplex, die Alternativen zum Palmöl auch selbst wieder problematisch sind, machen sie uns die zerstörerischen Auswirkungen einer ungehemmten Fortführung der momentan geläufigen Palmöl-Produktion deutlich fassbar. In ausführlicher Übersicht erläutern uns die Biologinnen deren Folgen auf Biodiversität und Klima, auf Mensch und Gesellschaft. Ihr Streifzug durch die Anbaugebiete und die Wertschöpfungskette des profitträchtigen Öls benennt unbeschönigt die Schäden, die es in seiner Schleppe hinterlässt, und die Wirtschaftskräfte, die sich damit leichtfertig abfinden.

Gleichwohl liest sich ihre Bestandsaufnahme partiell auch als kleine Ehrenrettung des geschmähten Öls mit seinen tausend Einsatzmöglichkeiten. Denn trotz aller berechtigten Schelte: Die Ölpalme ist nicht nur rentabel, sondern eben auch aussergewöhnlich ergiebig, beständig und verhältnismässig genügsam in ihrem Düngemittelbedarf, ihr Öl haltbar und vielseitig. Da können dann viele der möglichen Alternativen, die sie uns vorstellen - seien es andere Pflanzenöle, tierisches Fett oder Mineralöl - nicht leichthin mithalten.

Stellt sich also die Frage, wie ein nachhaltiger Umgang mit Ölpalme und Palmöl gestaltet werden kann - und wie wir, die Konsumentinnen, dafür wirksam eintreten können. In der breiten und gewissenhaften Verhandlung dieser Frage erkennen wir die herausstechende Leistung des Buches von Frauke Fischer und Frank Nierula. Erst einmal führen sie detailliert auf, in welchen Produkten sich Palmöl findet und wie und weshalb es da hinein gelangte. Sie durchleuchten kritisch die verschiedenen Nachhaltigkeitslabel und machen uns anhand einer beigelegten, praktischen Liste die vielen verschiedenen Deklarationen kenntlich, die seine Beigabe in den Inhaltsangaben der Konsumprodukte verschleiern. Diese umfassende Faktenfülle führen sie schliesslich zusammen zu einer übersichtlichen Handleitung, wie der Problematik im Alltag zu begegnen ist. Der Einweisung in die Modifikation des eigenen Konsumverhaltens stellen sie Ermunterungen zu zielgerichteter politischer Einflussnahme zur Seite. Zusätzlich führen sie aus, wie Unternehmen und Konzerne auch abseits der "Abstimmung mit dem Geldbeutel" zu einem Umdenken angehalten werden können.

Als eine vorsätzlich dichte Darstellung eines vielschichtigen Sachverhalts gerät den Autorinnen ihr Palmöl-Kompass zwar nicht zur jederzeit flüssigen, aber doch zur jederzeit leichtverständlichen Lektüre. Eingängige Beispiele und regelmässige Fazits schaffen zuverlässige Einsicht in die komplizierte Sachlage, und seine bedacht straffe Ausgestaltung ermöglicht den schnellen Zugriff auf die wesentlichen Fakten und Auskünfte. Sachliche Beschlagenheit, meinungsbildende Balance und dabei doch eine grosse Portion Engagement zur zielgerichteten Verbesserung der Verhältnisse: Das ergibt genau das Buch, das wir uns in unseren unbescheidenen Erwartungen ausmalten.

 

Rezension: Sacha Rufer


 

 

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