Buch «Ich brauche nicht mehr»

Buch «Ich brauche nicht mehr»

Konsumgelassenheit erlangen und nachhaltig glücklich werden

Sie braucht nicht mehr, Frau Eckermann, und wir jetzt auch nicht mehr: Ihre Anleitung zu einem genügsamen Konsumverhalten und dem daraus erwachsenden Stück vom Glück überzeugt als Ratgeber, als Informationswerk und als Denkschrift.

 Autor Ines Maria Eckermann
 Verlag Tectum
 Umfang 321 Seiten
 ISBN 978-3-8288-4173-4
 Preis Fr. 34.50 (UVP)

 

Ja, Achtsamkeit, Gelassenheit, Genügsamkeit! Auch mal zufrieden sein, auch mal auf was verzichten. So schwer kann das doch jetzt nicht sein! So reden wir und gehen flott ans Werk... Bis wir dann halt doch wieder vor Netflix hocken, die Chipstüte umklammert, oder die Kreditkarte gezückt zwischen all der schönen neuen Mode stehen, oder im Elektronikmarkt, die Augen festgesaugt an diesem sagenhaften Flachbildschirm. Bis sie uns - zur Freude aller Werbefritzen - schnell wieder am Schlaffitchen hat: Die Kauflust, die Gier, die endlose Fahndung nach dem letztgültigen Glück. "Warum?" rufen wir, die Hände verwerfend: "Warum!?" (Abgang Bühne rechts)

Ines Maria Eckermann hat Antworten. Sie hat dafür verinnerlicht, dass es zur Überwindung unseres inneren Schweinehunds mit gutem Vorsatz und wohlfeilen Kalendersprüchen nicht getan ist. Dass es dabei um tief eingebackene, bedeutsame Bedürfnisse geht, um Zwänge und um Wünsche, die weit über die Lust an der materiellen Aneignung hinausreichen. Und so nimmt sie uns für ihren Lehrgang zur Konsumgelassenheit erst mal mit auf eine Expedition durch Philosophie und Psychologie, um uns im Detail vorzuführen, wo die Verführer und die Stänkerer andocken, wenn sie unseren Vorsatz zum Ausbruch aus dem Konsumismus vereiteln wollen. Dass diese Spielverderber nicht an erster Stelle von aussen kommen, sondern sich schon seit Urzeiten in unserer Gefühlswelt räkeln, mag uns rational einleuchten: Die promovierte Philosophin und engagierte Umweltschützerin macht es uns anhand nur allzu vertrauter Beispiele auch emotional greifbar.

Gerüstet mit dieser wertvollen, wenn auch ernüchternden Selbsterkenntnis folgen wir Ines Maria Eckermann in die Verteidigung des nachhaltigen Lebensstils. In einigen kurzen, süffigen Kapiteln legt sie uns den gesamten Problemkreis unserer Konsumwirtschaft überschaubar aus. Darauf baut sie das Herzstück ihres Buches: Die praktischen Tipps und fruchtbaren Gedankenanstösse zur Entrümpelung der eigenen Lebensumstände und Anspruchshaltungen in allen relevanten Belangen. Ernährung, Kleidung, Mobilität, Körperpflege, Reisen, Wohnen... Wo fangen wir an? Was scheiden wir aus? Wohin mit dem Zeug? Und wie, bitteschön, bezwingen wir uns, es nicht gleich wieder anzuschaffen? Sie setzt uns das so methodisch und erfahrungssatt auseinander, wie sie uns davor bewahrt, hier gleich wieder in die bereitstehende Falle eines zwanghaften Minimalismus zu tappen. Ein zusätzliches Augenmerk richtet sie im selben, reflektierten Sinn auf die digitalen Medien, auf unseren Appetit nach den neuesten Informationshäppchen und die Angst, etwas zu verpassen.

Das alles zielt nun nicht auf die Erziehung eines selbstlos edlen, moralinsatten Menschenschlags. Es geht der Autorin um das durch die Kunst des Loslassens zu gewinnende Glück. Die sich anreichernden Erkenntnisse hierzu ziehen sich bis in den Abschluss ihres Buches, in dem sie uns verrät, was wir durch den Ausbruch aus der Tretmühle der Konsumsucht zu gewinnen haben: Zeit. Ruhe. Gelegenheit zum intensiven Dasein. Überzeugender Hinweis darauf, dass solcherlei kein erdenfernes Ideal bleiben muss, findet sich in ihrer Sprache, die sprüht vor freundlichem, keck hinterhältigem Humor. Der hält ihr Buch, trotz seiner gut abgewogenen Portion intellektuellen Anspruchs, dann auch durchwegs zugänglich. Ines Maria Eckermanns Anleitung zum konsumgelassenen Glück zeigt sich damit in all seinen Eignungen als Ratgeber, Informationsquelle und Denkschrift so kurzweilig und stimulierend, dass wir jetzt bereitwillig die Ärmel hochkrempeln und eine Schwere Empfehlung aus unserer Wertungskiste heben.

 

Rezension: Sacha Rufer


 

 

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