Autor | Gregg Easterbrook |
Verlag | Piper |
Umfang | 460 Seiten |
ISBN | 978-3-492-05817-9 |
Preis | Fr. 32.50 (UVP) |
Kriegt euch mal wieder ein! Auch so könnte der Titel des Buches von Gregg Easterbrook lauten, in dem er sieben verbreitete Weltuntergangserzählungen auf ihre Plausibilität prüft und mittels eines kühlen Faktenchecks versachlicht. Die Absicht des amerikanischen Journalisten ist es, dem Katastrophismus, wie er unter anderem (aber längst nicht nur) die Weltbilder von Trump-Wählern durchdringt, die positivere Geisteshaltung des Dynamismus entgegenzusetzen: Eine Mentalität, die angesichts erkannter Problemstellungen auf die menschlichen Stärken der Kreativität und Tatkraft anstatt Melancholie und Schuldzuweisung fokussiert. Hunger, Krankheit, Umweltzerstörung, Ungerechtigkeit, Krieg, Technikversagen und Despotie sind die globalen Bedrohungslagen, derer er sich dafür annimmt.
Es sind also weder blindes Technologievertrauen noch jene Version der Hoffnung, die sich auf ein "Irgendwer wird's schon richten" einschwört, die Gregg Easterbrooks Optimismus färben. Ganz richtig stellt er aber fest, dass sich die Lebenssituation der meisten Menschen heutzutage weit gesünder und sicherer darstellt als über die weitesten Strecken der Geschichtsschreibung. Den Nachweis dafür führt er im ersten Teil seines Buches, in dem er bezüglich jeden Problemfeldes auf die historische Fähigkeit der Menschheit verweist, sich irgendwie zu einem kontinuierlich verbesserten Lebensstandard durchzuwursteln. Dem gesellt er dann im zweiten Teil die Aufschlüsselung der Mechanismen bei, die uns allzu schnell im Gefühl des Niedergangs bestätigen, und geleitet uns zu den Anlässen eines bedachtsamen Optimismus, der die aktuellen Aufgaben in Lösungsansätze überführt.
Ob Gregg Easterbrook in all seinen Analysen umfassend richtig liegt, können wir nicht im Einzelfall entscheiden. Verschiedentlich liegen sie ausserhalb unseres spezifischeren Kompetenzbereichs, und ob ihrer Fokussierung auf US-amerikanische Verhältnisse beschränkt sich ihre allgemeine Aussagekraft. Wenigstens betreffs der Fragestellungen zur Umweltzerstörung aber - und hier spezifisch des Klimawandels, den der Autor zentral thematisiert - können wir unser überwiegendes Einverständnis aussprechen. Zwar ist der Autor weder Ökologe noch Klimawissenschaftler, was ihn dann die Wirkkraft klimatischer Veränderungen gelegentlich unterschätzen lässt. Und auch lässt sich einwerfen, inwieweit sich zum Ausmass der Problemlage des Klimawandels überhaupt historische Vergleichsfälle heranziehen lassen. Gleichwohl fällt auf, wie er die Problemlagen und Besorgnisse in den klimaschützerischen Belangen deutlich zurückhaltender relativiert als etwa in den gesellschaftlichen - und dann besondere Behutsamkeit und Sorgfalt darauf verwendet, hier zu konstruktiven Bewältigungsstrategien vorzustossen.
Die Spielart des Optimismus, die uns Gregg Easterbrook skizziert, ist eine bemerkenswert lösungsorientierte, nüchterne. Er setzt damit ein notwendiges Gegengewicht zur dramatisierenden Medienlandschaft und bricht der Fertigkeit Bahn, sich im allseitigen Buhlen nach Aufmerksamkeit ausgewogen zu positionieren. Ebenfalls gibt er zu bedenken, wie Weltuntergangsprophezeiungen stets gern herangezogen wurden, um Machtstrukturen zu rechtfertigen und gegen Veränderungsbestrebungen zu immunisieren. Auch in diesem Sinne begrüssen wir sein Buch als anregende und ermutigende Streitschrift dafür, sich unverzagt von defätistischem Missmut auf die Gestaltung einer erstrebenswerten Zukunft einzulassen.
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