Buch «Seltene Vögel»

Buch «Seltene Vögel»

Überlebenskünstler, Evolutionsverlierer und Verschollene:
50 Porträts

Man tut dieser Neuerscheinung aus dem Berner Haupt Verlag kaum Unrecht, wenn man behauptet, dass sie sich an ein ausgewähltes Publikum wendet. Dieses rekrutiert sich, der Titel stösst uns darauf, aus der eigentümlichen, gar nicht so kleinen Gemeinschaft der Ornithologen. Diesen muss man das Buch wahrscheinlich nicht besonders ans Herz legen: Sie werden mit der Qualität der Naturbücher des Haupt Verlages vertraut sein und sich bereits im Voraus auf dieses Buch gefreut haben. Was wir hier stattdessen tun wollen, ist, die Gründe zu benennen, weshalb es auch jenen Zeitgenossen interessieren könnte, der Gimpel und Neuntöter nicht am Ruf unterscheiden kann.

 

Autor Dominic Couzens 
Verlag Haupt Verlag
Umfang 240 Seiten
ISBN 978-3-258-07629-4
Preis Fr. 43.90 (EP)

 

In erster Linie porträtiert das Buch 50 seltene Vogelarten aus aller Welt. Sie sind oftmals so selten, dass man sich nicht schämen muss, ihren Namen noch nie gehört zu haben. Meist, aber nicht immer ist der Grund dieser Seltenheit eine akute Gefährdung durch den Menschen. In manchen Fällen bewohnen die keck behaubten, bunt behosten oder flauschig befiederten Piepmätze auch einfach nur einen derart spezialisierten Lebensraum, dass sie als biologisches Nischenprodukt gelten können. Der Autor führt uns mit grosser Sachkenntnis (und angenehmer Zurückhaltung in deren Vermittlung) durch die Lebensumwelten und Daseinsgewohnheiten dieser mal exotischen, mal kuriosen oder imposanten Vögel. Soweit ist das Buch einfach ein mit viel Liebe gestaltetes, kompetentes Vogelbuch. Was der Autor zudem zu vermitteln weiss, sind ökologische Zusammenhänge. Hier dienen die ausgewählten Vogelarten und die zahlreichen Gründe ihrer Gefährdung als Lehrstück für Wirkungen in komplexen Systemen. Manche der dargelegten, sehr unterschiedlichen Gefährdungsursachen muten fast absurd an. So beispielsweise, wenn berichtet wird, wie die Jungen des Tristan-Albatros von Mäusen angenagt werden. Genauso sind die Rettungsversuche oftmals nicht nur auf Einsicht und Fachwissen, sondern auch auf die Fähigkeit und den Willen zu originellen Lösungen angewiesen. In flüssiger und unterhaltsamer Erzählung sensibilisiert der Autor den Leser für eine Art zu denken, in der der Weg von der Ursache zur Wirkung kaum jemals auf gerader Linie verläuft. Für jene Art des Denkens also, die unabdingbar ist, wenn wir mit Arten- und Umweltschutz ernst machen wollen.

Das soll nun aber nicht bedeuten, dass im Verlaufe der Lektüre die porträtierten Vögel irgendwie nebensächlich würden. Dafür sind sie schlicht zu sympathisch, und der Autor verwendet zu viel Sorgfalt darauf, den Leser mit all ihren Schrullen und Stärken bekannt zu machen. Wie sie uns aus der reichhaltigen Bebilderung entgegenäugen, kann man sich kaum erwehren, sie lieb zu gewinnen. Oder sogar einem plötzlichen Anfall von Rührseligkeit zu erliegen und ihnen, über momentanes Staunen und schnell überwundene Verblüffung hinaus, längerfristig ein stilles Eckchen im Herzen zu reservieren... Wenn wir in unserer Einschätzung von Ansprüchen und Bedürfnissen nicht völlig daneben liegen, sind das ziemlich überzeugende Argumente dafür, dieses Buch nicht nur Ornithologen in die Hand zu drücken.

Sacha Rufer

 

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