Die Biologie ist ein wunderbares Fach mit vielen wunderbaren Themen wie etwa Blumen, Bäumen, Fischen, Vögeln... Überspannt wird sie von einer eleganten wissenschaftlichen Theorie, deren Erläuterung in gebührender Einfachheit und Präzision sich dann aber gar nicht so leicht bewerkstelligen lässt. Zwei ebenso originelle wie attraktive Kindersachbücher haben dies dieses Jahr dennoch gemeistert. Da sie dabei von ganz unterschiedlichen Ausgangspunkten starten, ergänzen sie sich dabei auch noch bestens.
Als die Wale laufen konnten
und andere unglaubliche Spaziergänge durch die Evolution
Autor | Dougal Dixon / Hannah Bailey (Ill.) |
Verlag | Knesebeck |
Umfang | 64 Seiten |
ISBN | 978-3-95728-277-4 |
Preis | 24.80 (UVP) |
Evolution: Der biologische Anpassungsprozess durch Mutation und Selektion. So weit, so einfach. Dass es etwas komplizierter ist, lässt sich unter anderem daran erkennen, wie zahlreich und weithin verbreitet diesbezügliche Fehlschlüsse und Missinterpretationen sind. Kindern die Evolutionslehre nahezubringen, ohne gleichzeitig diese Irrtümer weiter zu befestigen, ist deshalb eine anspruchsvolle Aufgabe. Der britische Paläontologe und Evolutionsforscher Dougal Dixen geht hierfür in seinem Sachbilderbuch einen schmalen Grat entlang. Dass das gar nicht besonders auffällt, da er seinen Spaziergang durch die zoologische Evolutions-geschichte sehr geschickt an spannenden Fragestellungen festmacht, spricht schon mal für den Erfolg seiner Bemühungen. Von den ältesten Fossilien bis zum modernen Menschen ergründet er verblüffende Entwicklungsschritte, eindrucksvoll in Szene gesetzt von der Illustratorin Hannah Bailey: Vögel mit Zähnen, Schlangen mit Beinen, winzige Elefanten, die titelgebenden laufenden Wale oder auch die äonenlange Dominanz von Krokodilen zu Wasser und zu Land. In diese Zeitreise pflanzt er profundes Wissen zu den evolutionären Prozessen und Gesetzmässigkeiten. Ob es ihm hierbei dann auch gelingt, die Verständlichkeit seiner Darstellungen im Gleichgewicht mit dem angestrebten Lesealter zu halten, fällt uns schwerer einzuschätzen. Wir empfehlen sein packendes und lehrreiches Bilderbuch deshalb - um auf der sicheren Seite zu bleiben - einem etwas älteren Publikum, als es seine Illustrationen nahelegen.
Darwins Entstehung der Arten
Autor | Sabina Radeva |
Verlag | Hanser |
Umfang | 56 Seiten |
ISBN | 978-3-446-26231-7 |
Preis | 22.10 (UVP) |
Von den beiden Sachbilderbüchern zur Evolution ist dieses näher an dem Lesealter orientiert, das seine Illustrationen anzielen. Die Molekularbiologin Sabina Radeva fokussiert darin auf die Evolutionslehre, wie ihr Begründer Charles Darwin sie entwarf, und ergänzt sie in einem Anhang um die neueren Erkenntnisse, die dazu gewonnen wurden. Im Zusammenspiel mit ihren lebendigen und charmanten Zeichnungen kann sie die - ja durchaus nicht vorwiegend intuitiv zu erfassenden - Evolutionsprozesse so präzise und kindgerecht vermitteln, wie es nur möglich ist. Ein zusätzliches Augenmerk lenkt sie dabei auf geläufige Argumente des Kreationismus - dem indessen auch in Europa wieder Fuss fassenden Beharren auf der biblischen Schöpfungsgeschichte also -, etwa betreffs der vermeintlich fehlenden "Zwischenstufen" der Arten oder der "unreduzierbaren Komplexität". Auch die berichtigt sie eingängig und unmissverständlich, wobei sie gleich auch landläufigeren Missverständnissen der Evolutionslehre vorbeugt. Wir stolperten nur kurz, als sie den chronisch unscharfen Begriff des "Instinkts" wieder einführt. Doch angesichts der anhaltenden Verbreitung dieser Idee ist ihre Erwähnung wohl unumgänglich, und ihr Sachbilderbuch bleibt unvermindert ein hervorragend anschauliches, zeitgemässes.
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