Autor | Ingrid Kaipf |
Verlag | BLV (Gräfe und Unzer |
Umfang | 95 Seiten |
ISBN | 978-3-8354-1903-2 |
Preis | Fr. 21.90 (UVP) |
Sie haben ihren schlechten Ruf indessen zwar weitgehend verloren – und das auch nicht nur unter Batman-Fans. Dennoch nehmen die Fledermäuse im öffentlichen Interesse noch einen Rang ein, der mit ihrer Verbreitung und Bedeutung längst nicht mithalten kann: Oder wussten Sie, dass die Fledertiere, gleich nach den Nagern, mit die artenreichste Säugetiergruppe stellen? Jede fünfte Säugetierart ist eine Fledermaus, und dementsprechend haben sie dann auch jeden irdischen Landlebensraum erobert – von den generell nicht besonders beliebten Polregionen einmal abgesehen. Ein Stück weit scheint sich diese Indifferenz auch in den verfügbaren Publikationen zu spiegeln. Ausser Kinderbüchern und einer leidlichen Anzahl von Bestimmungsführern sind da die breitentauglichen und aktuellen Veröffentlichungen rar gesät. Dieses kleine, aber breit dienliche und attraktive Büchlein von Ingrid Kaipf darf sich also schon gleich mal einer deutlichen Notwendigkeit rühmen. Wir rühmen es dann noch ein bisschen darüber hinaus.
Ingrid Kaipf ist als Fledermaus-Expertin, Fachgutachterin und Naturpädagogin sehr aktiv im deutschen Fledermausschutz tätig: Eine Expertise, die sich dann auch prominent und praxistauglich in ihr Buch schleicht. Erst einmal geht es ihr da aber um eine übersichtliche und spannende Einführung in die Fledermauskunde. In der Überschau der rund 30 mitteleuropäischen Fledermausarten – mit gelegentlichen Schlaglichtern auf der erweiterten Verwandtschaft – bringt sie uns deren Lebensart, ihre körperlichen Fertigkeiten und Sonderleistungen, ihr Familienleben und ihre Jagdstrategien genauso nah, wie es der Titel ihres Buches verspricht. Und obwohl sie dies alles kurz rafft und wertvolle Fachinformation in jeden Satz packt, gelingt es ihr, dabei auch ihre Leidenschaft feinfühlig auf ihr Publikum zu übertragen. Die ebenso reichliche wie aufschlussreiche Bebilderung des Bandes tut dann das übrige, dass die Faszination für die gewieften Flattertiere überspringen möge.
Derweil geht natürlich die traurige Tatsache nicht vergessen, dass die meisten europäischen Fledermausarten unter Druck stehen. (In der Schweiz gelten über die Hälfte der 30 Arten als gefährdet bzw. stark gefährdet, nur vier als unbedenklich.) Ingrid Kaipf mag diesbezüglich kein Lamento anstimmen, sondern steigt gleich in den aktiven Fledermausschutz ein. Dafür versorgt sie uns mit Handreichungen und sensiblen Tipps aus ihrer persönlichen Erfahrung, wie etwa mit Findlingen zu verfahren, wie ihre Rückvermittlung an die Mutter oder gegebenenfalls eine schonende Aufzucht zu gestalten, ein fledermausfreundlicher Garten einzurichten oder das Wohnungsangebot für Fledermäuse zu erweitern seien. Letzteres gibt uns dann den einzigen Anlass, ein Versäumnis kritisch anzumerken: Gewiss, so dachten wir uns, wären hier noch ein, zwei Planskizzen für Fledermauskästen gelegen gekommen. Doch da solche im Internet unter den Adressen, auf die sie uns aufmerksam macht, leicht aufzufinden sind, mögen wir darum nun auch kein Trara anstimmen.
Im überschaubaren Raum von knapp neunzig attraktiv bebilderten Seiten bietet uns Ingrid Kaipf damit eine abgewogen informative und dabei bemerkenswert kurzweilige erste Einweisung in die faszinierende Welt der heimischen Fledermäuse. Ihre vordringlichen Ziele, Interesse zu wecken und einem tauglichen Fledermausschutz Vorschub zu leisten, erledigt sie dabei so unaufdringlich wie kompetent. Und sie weckt mit ihrem intimen Porträt, was in der Geschichte des Verhältnisses von Mensch und Fledermaus doch überwiegend ganz unerhört gewesen wäre: Eine Empfindung der Zärtlichkeit.
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