Autor | Sy Montgomery / Elizabeth Marshall Thomas |
Verlag | Malik (Piper) |
Umfang | 270 Seiten |
ISBN | 978-3-89029-520-6 |
Preis | Fr. 29.90 (UVP) |
Von der Journalistin und Naturforscherin Sy Montgomery ist uns ihr letztes Buch, in dem sie uns allerlei Spannendes vom Oktopus erzählte, noch in bester Erinnerung. Für diese neue deutschsprachige Veröffentlichung bringt sie jetzt ihre Freundin mit, die Anthropologin und Verhaltensforscherin Elizabeth „Liz“ Marshall Thomas. Oder umgekehrt; darauf kommt’s nicht an. Jedenfalls erweitern hier Liz und Sy das Spektrum an Tieren, die sie uns in so fachkundiger wie unterhaltsamer Manier vorstellen, auf eine Vielzahl wilder und domestizierter Tierarten. Löwen, Hyänen und Hunde, Papageien und Kolibris, Regenwürmer, Bärtierchen, Hauskatzen und Hühner wimmeln da fröhlich durcheinander in der Absicht, sie uns als clevere und (mit)fühlende Gefährten in nähere Nachbarschaft zu rücken.
Das Buch ist eine Sammlung essayistischer Kolumnen, lose angeordnet um die Themenfelder der Verhaltensforschung und der Interaktion von Mensch und Tier. Als solche verschreibt es sich der reizvollen Präsentation informativer und gern auch sehr persönlicher Erlebnisse und Einsichten zur Intelligenz und Gefühlswelt der Tiere. Das – die reizvolle, informative und empfindsame Ausgestaltung der kurzen Texte – gelingt den Autorinnen schon einmal vortrefflich. Derweil bleiben sie dann nicht im Anspruch der Beschaulichkeit ihrer Tiergeschichten stecken. Gleich schon im ersten Teil der Zusammenstellung, überschrieben mit “Tiere und Menschen“, provozieren sie empfindlich das landläufige Verständnis der Stellung des Menschen im Tierreich: So effektvoll, dass sie das dann in den folgenden Teilen über Vögel, Haus- und Wildtiere, “Winzlinge“ und die ausserordentlichen tierischen Fähigkeiten gar nicht mehr weiter forcieren müssen.
Die Vermittlung aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse ist eines der Ziele, das Liz Marshall Thomas und Sy Montgomery mit ihrem Buch verfolgen und an Beobachtungen aus der eigenen Forschungstätigkeit konkretisieren. Das oberste Ziel ist es indessen nicht. Wenn sie deshalb dann auch mal Neigung zeigen, ihre menschlichen Empfindungen und Beweggründe auf die porträtierte Tierwelt zu übertragen, steht die akademische Skepsis ebenso zurück wie, beispielsweise, die Differenzierung der Spekulationen, wieviel (und was) eine Hundenase denn nun genau aus ihrer Umwelt herausliest. Dass uns das ausnahmsweise überhaupt nicht stört, hängt mit den weiteren Gründen unserer Freude an dem Buch direkt zusammen.
Die Kolumnensammlung will und soll gefallen. Sie will eingeübte Denkmuster unterlaufen, Vorbehalte einreissen und ganz insgesamt die Menschen- und die Tierwelt wieder zu einer Zusammengehörigen verschweissen. Dazu nähern sich Sy und Liz ihrer Leserinnenschaft in freundlicher Verbundenheit. Mehr als auf die Überzeugungskraft gelehrter Argumentation setzen sie auf jene der Sympathie und Neugier, um zur tiefer greifenden Konsequenz in der Wertschätzung unserer irdischen Mitbewohner anzustossen. Es entsteht ein fachkundiges, vor allem aber heiter unterhaltsames Lesebuch, das überall zur weitergehenden Beschäftigung anstiftet und dabei die Neubeurteilung der Tier/Mensch-Beziehung gleich schon mal in sinnreiche Bahnen lenkt.
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