Autor | Jörg Schindler |
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Verlag | oekom Verlag |
Umfang | 125 Seiten |
ISBN | 978-3-86581-246-9 |
Preis | Fr. 19.90 (UVP) |
Der Untergang der Ölplattform Deepwater Horizon und die nachfolgende Ölkatastrophe sind Anlass, aber nicht Zweck des Buches. Indem er in seinem ersten Teil die folgenschweren Ereignisse nachzeichnet, will uns der Autor für sein hauptsächliches Anliegen, namentlich die Abkehr von der Ölwirtschaft, sensibilisieren. Zugleich zeigt er in seiner Chronik der Ereignisse auf, woran diese Ölwirtschaft, ausser an ihrer absehbaren Endlichkeit, krankt: Vorherrschend an der Ignoranz gegenüber genau dieser Tatsache. Ungeachtet der Unbehaglichkeit des Themas liest sich der Bericht – man wagt es fast nicht zu sagen – unterhaltsam und spannend. Dass der Autor dabei auch gleich über technische und geologische Aspekte der Tiefsee-Ölförderung aufklärt, tut dem keinen Abbruch. Aus seiner Analyse der Katastrophe und ihrer (bisher überschaubaren) wirtschaftlichen, politischen und ökologischen Nachwirkungen leitet er dann über zur Untermauerung seiner zentralen Aussage. Der Peak Oil, also jener Punkt, an der die Ölförderung nicht mehr gesteigert werden kann, ist erreicht. Und damit, so sagt Jörg Schindler, befinden wir uns auch inmitten eines Umbruchs, zu dessen Bewältigung eine andere Geisteshaltung als jene der Ölindustrie von Nöten ist.
Dieser zweite Teil des Buches informiert mehr, als dass er plädiert. Der Autor überprüft die Zahlen, hinterfragt Statistiken und Prognosen und kommt immer wieder zum selben Schluss: Jede Beschwichtigung, die Ölförderung könne noch ein Weilchen mit einer ungeminderten Nachfrage mithalten, ist bestenfalls getragen von der Hoffung auf Wunder. Jörg Schindler zeigt sich bei der Verkündung dieses Urteils nicht als grobschlächtiger Prophet, sondern als kompetenter und reflektierter Mahner. Sein Buch ist zugleich auch eine übersichtliche, fachkundige Informationsquelle zu den wichtigsten Fakten der gegenwärtigen Ölförderung. Und das, obwohl es ja eigentlich nur ein Büchlein ist: Gelesen nach zwei, drei Busfahrten. Wirksam hoffentlich ein paar Busfahrten mehr.
Sacha Rufer
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