Autor | Roger Nordmann |
Verlag | Zytglogge |
Umfang | 183 Seiten |
ISBN | 978-3-7296-5028-2 |
Preis | Fr. 26.-- (UVP) |
Wollen wir die Klimaziele erreichen und unsere Energieversorgung ohne fossile Brennstoffe sicherstellen, kommen wir um einen Ausbau der Photovoltaik nicht herum. Dass der Sonnenstrom hierbei nicht nur als ein Lückenbüsser, sondern als ein stabiles Standbein der zukünftigen Schweizer Energiewirtschaft berücksichtigt werden kann, zeigt uns Roger Nordmann in seinem Buch. Der Solarenergieexperte und Volkswirtschaftler waltet dabei kühl und rechnerisch, von ideologischer Verzerrung ist ihm nirgends etwas anzumerken. Dabei steckt er die Ziele durchaus hoch. Er rechnet vor, dass eine Steigerung des Energiebeitrags aus Photovoltaik um das 25fache, von jetzigen 2 GW auf 50 GW innert 30 Jahren, machbar und unbedingt anzustreben ist.
Nach einer kurzen Bestandsaufnahme, in der er auch schon mal mit einigen landläufigen Vorurteilen gegen die Photovoltaik aufräumt, macht Roger Nordmann sich im Hauptteil seines Buches an die detaillierte Aufschlüsselung der Voraussetzungen, wie der Solarstrom die Atomkraftwerke ersetzen und die klimafreundliche Energieproduktion befördern kann. Er setzt dabei, neben dem verantwortungsvollen Ausbau der Photovoltaik-Flächen natürlich, Schwerpunkte speziell auf die Problematiken der kurz- und längerfristigen Stromspeicherung und auf eine möglichst rasch voranzutreibende Elektrifizierung des Verkehrs. Dass letzteres mit einer erneuerbaren Energieversorgung nicht über Kreuz liegen muss, argumentiert er einleuchtend daraus, dass sich hier wiederum Synergien betreffs der Stromspeicherung ergeben. Bei aller Innovationskraft seiner Entwürfe sticht ins Auge, dass er nicht auf eine revolutionäre Neukonzeption der Energieversorgung abzielt. Er orientiert sich strikt und konkret an den vorhandenen Ressourcen und Technologien und baut sein Szenario auf die realen strukturellen und wirtschaftlichen Gegebenheiten. Gleichwohl wird uns die Umstellung selbstverständlich etwas kosten. Der Frage der Finanzierung geht er demnach im letzten Teil seines Solarplans noch detaillierter auf den Grund. Nachdem er klargestellt hat, wie viel mehr es uns kosten würde, nichts zu tun, erarbeitet er ein Paket von Finanzierungsmitteln und Investitionsanreizen.
Ob der Autor in seiner Beweisführung immer tadellos kalkuliert, dürfen Sie Ihren Rezensenten jetzt nicht fragen; der hat sich ja mit Bedacht mehr dem Umgang mit Buchstaben als mit Zahlen verschrieben. Immerhin können wir aber feststellen, dass sich diesbezügliche Fehlerquellen dann wohl am ehesten aus den herangezogenen Basisdaten ergeben, die sich naturgemäss nur auf gelehrte Schätzungen und Prognosen stützen lassen. Das dürfte sich hingegen nicht als halsbrecherisch niederschlagen, denn insgesamt befleissigt sich Roger Nordmann einer vorsichtig abwägenden Herangehensweise an die ihm vorliegenden Daten und Messwerte. Seine deshalb nicht minder ambitionierte Wegleitung in die Dekarbonisierung der Gesellschaft packt er abschliessend in einen übersichtlichen Aktionsplan der zu schaffenden rechtlichen und energiewirtschaftlichen Voraussetzungen, über die die Photovoltaik ihren beträchtlichen Anteil an einer erneuerbaren Energieversorgung leisten kann.
Dass sich dem kritischen Auge anlässlich eines so umfassenden Konzepts einige mögliche Stolpersteine offenbaren, dürfte sich von selbst verstehen. In unserem bliebe da beispielsweise die Frage, wie sich „Power-to-Gas“ und „Power-to-Liquid“-Lösungen dann auch organisatorisch implementieren liessen. Und betreffs der Erhöhung von Staumauern hätten wir im Einzelfall gleich selbst noch Bedenken anzumelden. Doch das bleiben kleinere Stolpersteine, hinter denen sich keine Grube öffnet: Roger Nordmann bezieht eine genügende Vielzahl von Lösungen ein, um hier flexibel navigieren zu können. Wir betrachten sein Buch deshalb nicht nur als eine weitere konstruktive Anregung zur Zukunftsgestaltung. Wir betrachten es als das zu berücksichtigende Handbuch zu einer klimaneutralen Energieversorgung.
Kommentare (0) anzeigenausblenden