Autor | Christina Harrison / Tony Kirkham |
Verlag | Prestel |
Umfang | 256 Seiten |
ISBN | 978-3-7913-8601-0 |
Preis | Fr. 41.50 (UVP) |
Menschen und Bäume stehen in langer, vielfältiger Beziehung. Nicht weiter verwunderlich, bedenkt man, dass uns die Bäume über weite Teile unserer Geschichte nachgerade umzingelten. Doch wie weit die Bäume, die Produkte von Bäumen und die Mythen und Erzählungen von Bäumen auf unsere Geschichte Einfluss hatten, bleibt im einzelnen Fall doch immer wieder überraschend. Das wertvoll aufgemachte Lesebuch von Christina Harrison und Tony Kirkham, beide tätig an den Royal Botanic Gardens im englischen Kew, hält uns in Gestalt von 60 besonderen Bäumen eine Fülle solcher Überraschungen bereit.
Besondere Bäume: Das sind in dieser Auswahl besonders bedeutsame, besonders eigenartige, besonders alte oder grosse, nützliche oder heilkräftige oder mythenbefrachtete Bäume, wobei die Sammlung nach Willen und Kenntnisstand der Autorinnen wohl noch beliebig hätte ausgebaut werden können. Die getroffene Auswahl deckt gleichwohl die ganze Vielfalt der Beziehungen zwischen Menschen und Bäumen ab; in ihren geografischen, kulinarischen, handwerklichen ebenso wie den botanischen, kulturellen oder literarischen Aspekten. Wir treffen auf vertraute und exotische, aufsehenerregende und unscheinbare Bäume, auf Mammutbaum und Hasel, Pohutukawa und Kokospalme, Korkeiche und Fischgiftbaum… Ob uns die bereits bekannt sind oder auch nicht, Tony Kirkham und Christina Harrison wissen in jedem Fall etwas Neues und Verblüffendes darüber zu berichten.
Während sich in jedem Baumporträt aktuelle botanische Fakten und Erläuterungen zu Nutzanwendungen, Heilwirkungen und kulturellen Bedeutungen gleichermassen drängen, bleibt doch der Schwerpunkt ein historischer. Das wird unterstrichen von der bezaubernden Bebilderung des Bandes mit Illustrationen und Fotografien aus dem reichen Fundus der Royal Botanic Gardens. Ob deren grosszügiger Beigesellung verwandelt sich das vielseitige Lesebuch zusätzlich zum prachtvollen Bildband.
Strukturiert findet sich der Band nach Themenkapiteln, überschrieben etwa mit „Heilmittel und Gifte“ oder „Feiern und Geniessen“: Wobei uns der Zweck dieser Unterteilung nicht wirklich einsichtig ist. Denn all die dieserart herausgehobenen Motive finden sich in jedem der 60 Baumporträts gleichermassen verhandelt, so dass man nicht erwarten muss, Informationen dazu dann nur in jenem Einzelkapitel zu finden. Das trifft insbesondere auch auf das letzte Kapitel zu. Unter dem Titel „Bedroht und Gefährdet“ finden sich darin längst nicht die einzigen porträtierten Bäume, auf die solches zutrifft. Die Themen des Artenverlustes und des zweckmässigen Schutzes gefährdeter Baumarten werden vielmehr über den gesamten Umfang des Buches kompetent und vielseitig erörtert. Die spürbare Begeisterung der Autorinnen für ihren Forschungsgegenstand vermag das nicht allzu sehr zu dämpfen: Es fügt uns jetzt aber das letzte Gütesiegel hinzu, unter dem wir den kostbaren Lese- und Bildband hier herzlich empfehlen möchten.
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