Autor | Sigrid Tinz |
Verlag | pala |
Umfang | 157 Seiten |
ISBN | 978-3-89566-393-2 |
Preis | Fr. 22.10 (UVP) |
Die Veröffentlichungen des pala-verlags sind uns als Ratgeber zu allen naturgärtnerischen Sonderbelangen ja längst ein fester Begriff. Das neue Buch von Sigrid Tinz fällt nicht in diese Kategorie. Es ist ein Lesebuch, das wir mit Absicht gerade jetzt, noch bevor uns der Frühling wieder hinaus in die Gärten ruft, zur Lektüre empfehlen. Die Geoökologin leistet darin umsichtige Vorarbeit zu einem entspannten, friedfertigen Umgang mit all den ungebetenen Gästen, die in diesen Gärten ebenfalls ihr Auskommen und Vergnügen finden.
Blattlaus und Marder, Giersch und Schnecke, Wespe, Moos oder der titelgebende Maulwurf sind die Stars ihres Buches. Sigrid Tinz lässt sie frei reden und von sich selbst erzählen (wobei sie dann alle verdächtig nach der Autorin selbst klingen, aber das mag an der Übersetzung aus dem Insektischen, Pflanzischen usw. liegen) und springt nur ein, um sie mit wissenschaftlichen Fakten zu ergänzen und dem toleranten Umgang mit ihnen überzeugende Argumente zu liefern. Es geht ihr dabei nicht darum, den Plagegeistern und Vandalen, „Schädlingen“ und „Unkräutern“ gleich alle Gartentore zu öffnen. Es geht ihr darum, sie aus den zahlreichen sie umschwirrenden Vorurteilen, Mythen und Irrtümern herauszulösen, ihre Rolle im Ökosystem zu verdeutlichen und sie als selbstberechtigte – und auch faszinierende – Lebewesen ansichtig zu machen. Und mit Nachdruck verfolgt sie das Ziel, das Wissen zu vermitteln, wie im Widerstreit mit ihnen das verheerend Nutzlose mit dem fruchtbar Wirksamen zu ersetzen wäre.
Das alles muss man uns aufgeklärten Naturgärtnerinnen und –gärtnern ja nun wirklich nicht mehr eigens erläutern. Oder doch? Nehmen wir beispielsweise die Neozoen und Neophyten: Den Asiatischen Marienkäfer, den Riesen-Bärenklau oder den Waschbär. Da wird dann selbst in diesen Kreisen die Sprache schnell martialisch, müssen die „Invasiven“ mit allen Mitteln bekämpft oder gleich mal „ausgerottet“ werden… Auch hier ruft die Autorin zur informierten Zurückhaltung auf und führt beispielhaft vor Augen, wie die Natur, die ewig Veränderliche, möglicherweise selbst zu erspriesslichen Lösungen gelangen kann.
Das Buch von Sigrid Tinz ist eine Mahnschrift dahingehend, blinden Aktionismus in der Förderung der “guten“ und der Verbannung der “bösen“ Tier- und Pflanzenwelt zu vermeiden und dieser dualistischen Sichtweise mit all ihren zwangsläufigen Kollateralschäden schliesslich, möglicherweise, ganz zu entsagen. Es leitet dazu an, den Drang nach vermeintlicher Kontrolle auch mal fahren und das Überraschende, Lebendige zuzulassen. Es tut das dann aber nicht in Ermahnung, sondern in jener schönen Verquickung von Sachverstand, Einfühlung und fröhlicher Neugier, die der Autorin hier schon zum zweiten Mal zur Würdigung in unseren Buchtipps verhilft. Die Geduld, die Sigrid Tinz uns im Umgang mit den lästigeren Mitbewohnern unserer Gärten und Landschaften empfiehlt, muss sie dann in der Lektüre ihres freundlichen und kurzweiligen Lesebuchs niemals einfordern.
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