Autor | Didier Lévy / Katrin Stangl (Ill.) |
Verlag | Peter Hammer |
Umfang | 40 Seiten |
ISBN | 978-3-7795-0639-3 |
Preis | Fr. 20.70 (UVP) |
Mit den Bilderbüchern ist es ja so: Viel hängt da – betreffs ihrer Bebilderung – am persönlichen Geschmack. Hätten wir jetzt diese neue Veröffentlichung des französischen Kinderbuchautoren Didier Lévy und der deutschen Illustratorin Katrin Stangl einzig unter diesem Kriterium betrachtet, hätte sie sich nur schwer ihr Plätzchen hier in unseren Buchtipps ergattert. Doch viel tiefer mussten wir dann gar nicht schürfen, um ihre Qualitäten aufzudecken. Das sensibel erzählte Bilderbuch trifft von der ersten Seite weg den richtigen Ton:
Der Erzähler, gerade aus der Stadt aufs Land gezogen, ist mit diesen mühsamen Eltern geschlagen. Sie füttern ihn nur mit gesundem Zeug, mögen ihn keine Videospiele spielen lassen, essen nicht einmal Fleisch. Glücklicherweise findet er in Max bald einen Freund, bei dem das alles anders ist. Da gibt’s massig Chips, Wurst und Süssigkeiten, eine Playstation und einen beeindruckenden Glasschrank mit Gewehren. Sofort sind die beiden die besten Freunde, auch wenn Max umgekehrt nicht allzu gern von den Eltern unseres Erzählers verköstigt wird. Das ändert sich, als bald darauf, im Herbst, merkwürdiges geschieht. All die wilden Waldtiere, die Hirsche, Hasen, Wildschweine und Wölfe, tummeln sich plötzlich im Garten der Öko-Eltern. Es ist Jagdsaison, und die gewitzten Tiere verziehen sich dahin, wo sie vor Nachstellungen sicher sind…
Dass uns die Geschichte durchgehend aus der Ich-Perspektive des Jungen erzählt wird, ist Programm. Didier Lévy nimmt ungebrochen dessen Sichtweise ein und verzichtet auf alle Belehrungen durch erwachsene Besserwisser. Die Verschiebung von der Konsumlust zur Freude am Miteinander mit den Tieren, auf die die fröhliche Erzählung hinausläuft, findet damit ganz zwanglos statt: Sie ist auch keine absolute. Und da hinein fügen sich – Geschmacksfrage hin oder her – nahtlos die Illustrationen von Katrin Stangl. Wild, verspielt und kunterbunt bleiben sie vollauf in der Welt der Kinder und machen Lust zur eigenständigen Erkundung.
Gleichzeitig findet an der Peripherie, in der Erwachsenenwelt, eine vorsichtige Versöhnung statt. Nicht nur zwischen Ökos und Jägern, Jägern und Tieren, sondern gar zwischen dem Jungen und seinen gar nicht so uncoolen Eltern, die diesen Wandel anstossen. Es vermitteln sich Mut und Vertrauen in die eigene Wirksamkeit, während sich in den sparsam gesetzten Worten eine vielschichtige Geschichte entfaltet. Die geht nirgends mit Botschaft hausieren, baut keine abstrakte Moral oder gar Feindbilder auf, sondern erklärt sich von selbst im offenherzigen Erleben. Das ergibt dann insgesamt – im munteren Zusammenspiel von Bild und Wort – die perfekte Lektüre für Kinder, die ähnlich anstrengenden, umweltbewussten Eltern anheimgegeben sind. Oder auch nur Tiere mögen.
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