Autor | KATAPULT (Hrsg.) |
Verlag | Suhrkamp Taschenbuch |
Umfang | 203 Seiten |
ISBN | 978-3-518-47083-1 |
Preis | Fr. 31.50 (UVP) |
Zwei falsche Fährten sollten wir gleich mal als solche beschildern, bevor wir in die Besprechung dieses schönen, im Taschenbuch-Programm bei Suhrkamp erschienenen Buches gehen. Da wäre zum einen: Es ist kein Taschenbuch. Es ist ein sorgfältig aufgemachtes, gebundenes Buch im festen Einband, gedruckt auf hochwertigem Recyclingpapier. Und zum andern: Es enthält nicht nur Karten.
Das Team um den Gründer und Chefredakteur des KATAPULT-Magazins, Benjamin Fredrich, hat sich auf dem Zeitschriftenmarkt und im Netz einen Namen gemacht mit seinen leichtverständlichen, aufschlussreichen Infografiken. Dafür recherchiert und sammelt das Redaktionsteam Mengen von sozialwissenschaftlichen Daten und giesst diese dann in cleveres Bildmaterial. Dieses kommt mal originell, mal provokant oder nachdenklich daher, in jedem Fall aber anregend und informativ. In ihrem neuen, zweiten Buch sammeln sich Karten und Infografiken zu verschiedenen Umweltthemen. Da geht es dann im näheren oder ferneren Bezug oft um den Klimawandel, aber ebenso um Plastikmüll, Luftverschmutzung, Konsumgewohnheiten, Tierversuche oder auch mal ganz allgemein um die Berichtigung der Selbstwahrnehmung des Menschen in seinem natürlichen Umfeld.
Man kann die Originalität, den Sachverstand und auch den Humor schwerlich genug loben, die in Idee und Umsetzung dieser Grafiken fliessen. Ob wir nun lernen, dass 8 Milliarden aktiv genutzte Mobiltelefone weltweit nur 3,5 Milliarden genutzten Zahnbürsten gegenüberstehen, oder uns eindrucksvoll der CO2-Footprint der verschiedenen Länder und Kontinente veranschaulicht wird: Jede der 102 Doppelseiten stösst die Gedanken an, setzt ausgelutschte, oberflächlich bekannte Fakten in frischen und überraschenden Kontext und übersetzt die nackten Zahlen in fassbare, einprägsame Information. Ziel dabei ist es längst nicht nur, uns den kritischen Zustand unserer irdischen Heimat warnend vorzuführen. In Intention und Wirkung bestärkt der Band die Zuversicht und den Mut, zur Heilung dieses Zustands beizutragen.
Nun macht sich jede Vereinfachung komplexer ökologischer und soziologischer Belange zwangsläufig auch der Simplifizierung verdächtig. Das können die Infografiken, im Einzelfall, auch mittels der weitergehenden Erläuterungen und Relativierungen in den angefügten, kurzen Texten nicht ganz abwenden. Doch das bleibt im grossen Bogen des Bandes problemlos verzeihlich. Dessen Idee ist es ja, über die allgemeinverständliche Informationsvermittlung gleich auch fruchtbare Denkanstösse zu liefern und zur vertieften Beschäftigung anzuregen: Beides Ambitionen, die das Buch mustergültig bewältigt. Es bringt Ordnung und Übersicht in verzwickte Problemlagen, hintersinnigen Humor in deren oft allzu trockene Diskussion und vermittelt reichlich Ansporn, sich den ganz eigenen, kleinen Beitrag zur Rettung der Welt auch zuzutrauen.
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