Autor | Kevin Rechsteiner |
Verlag | AT |
Umfang | 224 Seiten |
ISBN | 978-3-03902-050-8 |
Preis | Fr. 36.90 (UVP) |
Seit die Tiny House-Bewegung in den letzten Jahren zunehmend aus den USA nach Europa herüberschwappte, haben sich schon so allerlei Individualisten, Architekten, Familien und Kreative von der Idee des Wohnens auf kleinem Raum inspirieren lassen. Die Reduktion der persönlichen Wohnfläche und damit des eigenen ökologischen Fussabdrucks ist dabei nur eines der Motive, im Weiteren geht es wahlweise um Autarkie, Naturnähe, Genügsamkeit und/oder eine Konzentration aufs Wesentliche. Daraus entstanden eine Vielzahl von Minihäusern – individualistisch oder modellhaft, auf Rädern oder fest verbaut – denen Kevin Rechsteiner in seinem vielseitigen Praxisbuch nachspürt.
Kevin Rechsteiner selbst hat sich den Wunsch nach einem Tiny House in Eigenregie erfüllt (und das dann auf seinem parallel geführten Vlog kurzweilig und anschaulich dokumentiert). Er entschied sich dabei für die mobile Variante und baute einen Zirkuswagen nach seinen Vorstellungen um. Diese persönliche Erfahrung strahlt nun konstruktiv hinüber in sein Buch, in dem er in kurzen Texten die jeweiligen Besonderheiten, Problemlösungen und Zielideen der vorgestellten Tiny Houses fasslich herausarbeitet. Die grundlegenden Ansätze und Ideen der Bewegung hat er zuvor in einem Überblick über deren historische Hintergründe und die bislang erprobten Haustypen (vom Erdhaus über den umgebauten Container und Wohnwagen bis zum Baumhaus) schon dargelegt, so dass er sich nun in seinen Projektporträts in die praktischen Aspekte vertiefen kann.
Seine Auswahl ist dabei so vielgestaltig wie die Tiny-House-Bewegung selbst. Zwar setzt Kevin Rechsteiner den überwiegenden Fokus auf die mobilen Entwürfe, mit den einzigen Ausnahmen des Ökominihauses der Baubiologin Tanja Schindler und einer ungarischen Holz-Lehm-Konstruktion. Gleichwohl findet sich eine repräsentative Vielfalt an Konzepten, Ausgestaltungen und Verwendungszwecken vorgestellt: High-Tech, stylisch funktional oder gemütlich rustikal, in Nutzung als Rückzugsort, Ferienwohnung oder als ständiger Wohnsitz von Familien und Einzelpersonen. Dass sich der Autor dafür über die Schweiz hinaus in ganz Europa umschaute, bringt dann noch weitere Fragestellungen aufs Tapet. Die klimatischen Anforderungen einer geeigneten Hitze- bzw. Kältedämmung sind da nur das eine, daneben geht es etwa auch um die jeweiligen gesetzlichen und baubiologischen Voraussetzungen. Dies alles gelingt es Kevin Rechsteiner übersichtlich darzulegen und dabei mittels der reichhaltigen, anschaulichen Bebilderung stimmungsvoll auszugestalten. Während das Buch insgesamt doch mehr eine Inspirationssammlung als ein Praxisbuch im Sinne eines Ratgebers bleibt, gibt es im Abschluss auch noch umfassende Einweisung in die technischen Grundlagen betreffs etwa der Materialienwahl, der Wasserversorgung oder der Stromspeicherung.
Bliebe höchstens noch die Frage, inwiefern nun die von der Tiny House-Bewegung gepflegte, individualistische Vereinzelung auch eine siedlungsplanerisch nachhaltige sei. Diese Frage zu beantworten kann aber nicht Aufgabe dieses Buches sein. Zu dessen herzlicher Empfehlung gereicht es vollauf, wie Kevin Rechsteiner allen Aspekten der bauökologischen Verträglichkeit die gebührende, differenzierte Aufmerksamkeit schenkt und – nicht zuletzt über die eingestreuten Erfahrungsberichte der Kreativen selbst – ein dringend benötigtes, verführerisches Gegenbild zu unseren ausufernden Wohn- und Konsumansprüchen malt.
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