Autor | Florian J. Schweigert |
Verlag | C.H. Beck |
Umfang | 158 Seiten |
ISBN | 978-3-406-75645-0 |
Preis | Fr. 17.90 (UVP) |
Kulinarische Abenteuerlust ist rar gesät unter uns Menschen. Oder haben Sie schon einmal Insekten gegessen? Natürlich haben Sie: Mit jeder Ernte werden auch eine gute Anzahl davon mitverarbeitet! Und vielleicht ist ja unserem europäischen Ekel vor der Insektendiät mit dieser Feststellung schon eine erste Spitze gebrochen? Falls nicht, hat jetzt Florian J. Schweigert in seinem Buch umfassende Informationen und Inspirationen versammelt, warum – und wie – wir Insekten in unseren Speiseplan einbauen sollten.
Wertvolle Proteine und Nährstoffe bei niederen Umwelt- und Klimakosten: Damit sind die ökologischen und ernährungstechnischen Vorteile von Insekten als Nahrungsquelle bereits grob umrissen. Doch natürlich stellen sich darunter noch so einige Fragen, die einer präziseren Antwort bedürfen. Diese setzt uns der Ernährungswissenschaftler – genauer: Professor für Physiologie und Pathophysiologie der Ernährung – Florian J. Schweigert in seinem Buch knapp und übersichtlich auseinander. Er schlüsselt uns die Vorteile und Risiken der Insektenkost im Vergleich zu unserer energiereichen, aber nährstoffarmen westlichen Kost auf, fragt nach möglichen Gesundheitsgefahren und diskutiert die Umweltbelastungen und ökonomischen Aufwände einer industriellen Insektenzucht. Im Zusammenspiel all dieser rationalen Erörterungen zeigt er auf, wie sich eine Förderung der Entomophagie als unbedingt vorteilhaft und zukunftsfähig erwiese…
Doch Florian J. Schweigert ist nicht nur Ernährungswissenschaftler, sondern vor allem auch erfahrener Insektenverkoster. Als solcher berichtet er lebhaft von seinen kulinarischen Entdeckungen und den insektoiden Delikatessen in all den weiten Teilen der Welt, in denen Käfer, Heuschrecken, Ameisen und ihre Larven ununterbrochen ihren Platz im Speiseplan behielten. Und als solchem ist ihm gleichfalls bewusst, wie schwer die emotionalen Vorbehalte und frühkindlichen Prägungen, der Ekel und die Ängste gegenüber Insekten auf dem Teller zu überwinden sind. Eben so viel Aufmerksamkeit wie auf die rationalen Argumente verwendet er deshalb auf die Beratschlagung, wie ein diesbezüglicher Wandel unserer Ernährungsgewohnheiten anzustossen wäre.
Seine Anregungen dazu gehen über die werbetechnische Umdeutung des Insekts zur Genussquelle konstruktiv hinaus. So weist er beispielsweise darauf hin, wie sich das „vorbildliche“ kulinarische Verhalten von Privilegierten stets in den Gelüsten der breiten Bevölkerung wiederspiegelte: Würden deshalb, sagen wir mal, Beyoncé und Chris Hemsworth beim heimlichen Grillen-Dinner fotografiert… Daneben gibt er etwa zu bedenken, dass wir durchaus nicht zwingend die ganzen Insekten verzehren müssten. Auch in der Wurst ist ja beispielsweise das Rind kaum mehr zu erkennen... Kurz: Florian J. Schweigerts informative und kurzweilig erzählte Inspirationsschrift ist vorzüglich geeignet, Vorurteile gegenüber dem Verzehr von Insekten ab- und diesbezügliche Experimentierlust aufzubauen. Knapp gefasst, weiss sie mit profunder Aufklärung und freundlichem Ansporn gleichermassen zu überzeugen.
Kommentare (0) anzeigenausblenden