Autor | Daniele Meocci |
Verlag | da bux |
Umfang | 60 Seiten |
ISBN | 978-3-906876-16-0 |
Preis | Fr. 8.90 (UVP) |
Ausnahmsweise wollen wir unseren Buchtipp diese Woche einmal mit einer kurzen Präsentation des dahinterstehenden Verlages beginnen. Keine Sorge: Das dient direkt der Besprechung... Der ganz der Leseförderung verschriebene Schweizer Verlag da bux startete vor vier Jahren mit einem ambitionierten Konzept. Während seine Publikationen einen Umfang von sechzig Seiten nicht überschreiten, sollen es doch originäre Erzählungen sein: Verständlich, aber gleichwohl mit Anspruch, zu Themen, die die angezielten Jugendlichen unmittelbar angehen. Und dann natürlich bevorzugt auch noch mit Unterhaltungswert und Bezug zur Lebenswelt des jungen Publikums.
Das sind eine ganze Menge Vorgaben, um daraus überzeugenden Lesestoff zu basteln. Einer, der unter diesen Voraussetzungen offensichtlich aufblüht, ist der Berner Autor Daniele Meocci. Die Rahmenhandlung seiner Erzählung ist, naturgemäss, schnell umrissen: Der vor zehn Jahren mit seinen Eltern aus Syrien geflohene Tenga sucht seine Freundin Jara. Sie beide sind im Klimaschutz aktiv. Irgendwas hat nun aber Jara derart erschreckt, dass sie sich unauffindbar machte…
Daniele Meocci verwebt gleich zwei aktuelle Motive – Migration und Klimaschutz – in seine sich über nur knapp zwei Tage entfaltende Geschichte. Er verzichtet dafür dann aber nirgends auf Tiefgang und stellt die Themen in beeindruckender Breite zur Diskussion. Den Erfahrungen des Ich-Erzählers mit fremdenfeindlichen Attacken und dem Konflikt der in ihm aufeinandertreffenden, unterschiedlichen Kulturen nähert er sich mit demselben empathischen Fingerspitzengefühl, wie er es auf die Fragestellungen eines aktivistischen Klimaschutzes anwendet. Wie militant darf, bzw. soll, ein wirksamer Klimaschutz sein? Bewirken all die kleinen Schritte, kleinen Erfolge angesichts der überwältigenden Problematik überhaupt etwas? Ist der ökologische Lebensstil nicht doch eher was für Reiche? Dazu liefert der Autor keine schlüsselfertigen Antworten, bietet aber reichlich Stoff zu ihrer informierten, reflektierten Aufarbeitung.
Doch das alles sind erst nachgestellte Eindrücke. Was uns gleich von der ersten Seite weg imponierte, ist die Präsentation der Erzählung. Daniele Meocci lässt sich das Anliegen der Leseförderung nirgends anmerken. Die damit verbundenen stilistischen Anforderungen – kurze Sätze, vertraute Wortwahl – fügt er geschmeidig zu einem rhythmischen Ganzen. Seine Sensibilität und unbedingte Entschlossenheit, sein Publikum gebührend ernst zu nehmen, beweist er schliesslich auch gleich noch in der angebahnten Liebesgeschichte, die er Tengas Abenteuer beigesellt. Zwar hätten wir uns betreffs des Konfliktes um die wünschenswerte Militanz des Klimaschutzes durchaus auch eine kontroversere Auflösung der Geschichte vorstellen können. Das ist dann aber allenfalls eine Frage der persönlichen Neigung: Der Freude an Daniele Meoccis feinfühliger, anregender und so verblüffend inhaltsreicher Erzählung nimmt das nichts.
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