Autor | Hans-Dietrich Reckhaus |
Verlag | Murmann |
Umfang | 183 Seiten |
ISBN | 978-3-86774-663-2 |
Preis | Fr. 21.20 (UVP) |
Letztlich waren es zwei Sätze, die alles auslösten. „Dein Produkt ist einfach nur schlecht.“ Und nachdoppelnd: „Welchen Wert hat eine Fliege für dich?“ Gesprochen wurden sie von zwei Schweizer Konzeptkünstlern, Frank und Patrik Riklin, und gerichtet waren sie an Hans-Dietrich Reckhaus. Die Worte, so berichtet er, trafen ihn tief ins Herz. Er lebte in einer Welt, in der Insekten vornehmlich als Schädlinge und Ungeziefer galten. An dieser Wahrnehmung hing sein – und nicht nur sein – Lebensunterhalt als Produzent von Insektenbekämpfungsmitteln. Die Worte markierten dann dennoch den Beginn einer verblüffenden Metamorphose des Unternehmers und seines Unternehmens: Vom Insektenvernichter zum Insektenretter.
Am vorläufigen Ende der zehnjährigen Transformation, die damals ein „konservativer Unternehmer“ (O-Ton) und die zwei avantgardistischen Künstler starteten, stehen heute das bislang einzigartige Insektenschutz-Label „Insect Respect®“, verschiedene dem Insektenschutz gewidmete Ausgleichsflächen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, eine grundlegend veränderte Produktpalette des Unternehmens und eine deutliche Warnung auf dessen wenigen verbliebenen Insektenvernichtungsmitteln: Produkt tötet wertvolle Insekten! Von den Freuden, Schmerzen und Querelen, bis dahin zu gelangen, erzählt uns Hans-Dietrich Reckhaus spannend und offenherzig in seinem Buch. Er zeichnet darin auch einen Wandel nach, der uns noch eindrucksvoller scheint als die äusseren Manifestationen seiner wachsenden Wertschätzung der Sechsbeiner. Er bricht mit der fundamentalen Heilsversprechung jedes klassischen Unternehmertums. Um seine Mission zweckdienlich zu erfüllen, ist er willens, nicht immer mehr zu verkaufen, sondern deutlich weniger.
Gleichwohl sind uns nicht alle Hürden, die ihm Ökologen und Umweltaktivisten in seinen Weg legten und von denen er so beredt berichtet, völlig unverständlich. Tatsächlich wären auch wir einigen seiner frühen Aktionen, die sich mehr als künstlerische denn als praktische präsentierten, mit dem Verdacht auf simples Greenwashing begegnet. Doch Hans-Dietrich Reckhaus beklagt sich nun auch nicht darüber. Er zeigt sich stets lernwillig, und im Ergebnis spickt er sein Buch mit zuverlässigen Informationen zum Insektensterben ebenso wie mit scharfsichtigen Gedanken zum inhärenten Wert der Kerbtiere und zur fruchtbaren Kooperation von Wirtschaft und Umweltinteressen.
Selbstverständlich ist Hans-Dietrich Reckhaus‘ Transformation seines Geschäftsmodells und Unternehmens nicht beliebig übertragbar. Sein Buch fokussiert denn auch verstärkt auf die glaubwürdige Inspiration und den Ansporn dazu, wie sich radikal neu und gewissenhaft wirtschaften lässt, ohne dem eigenen Unternehmen darüber selbst ein verfrühtes Grab zu schaufeln. Daneben hält es noch eine kleine Lektion und Aufmunterung für uns umweltbewegte Akteure bereit; vom - möglicherweise berechtigten - ersten Misstrauen an unternehmerischer Initiative nicht unversehens zur Ablehnung zu springen. Die Stationen von Reckhaus' Weg zum Insektenretter vollziehen anschaulich nach, wie sich seine diesbezüglichen Ideen und Massnahmen zunehmend sachgerechter auf einen zweckvollen Insektenschutz einmitteten. Wir können sein Buch deshalb auch beiden, Umweltschützerinnen wie innovativen Unternehmern, als eine gleichermassen ermutigende, lehrreiche und sympathisch aufrichtige Lektüre empfehlen.
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