Autor | Christine Loriol |
Verlag | elfundzehn |
Umfang | 309 Seiten |
ISBN | 978-3-905769-57-9 |
Preis | Fr. 34.-- (UVP) |
Als Ernst Frischknecht mit dem organisch-biologischen Landbau begann, war die industrialisierte Landwirtschaft noch im schönsten Höhenflug. Auch er, der junge Bauer auf dem Lindenhof in Tann im Zürcher Oberland, war erst einmal begeistert von den Versprechungen der „Grünen Revolution“ mit ihren Maschinen, Pestiziden, synthetischen Düngemitteln und Antibiotika. Wie es dann dennoch kam, dass er es 1972 mit der nachhaltigen Landwirtschaft versuchte und in der Folge ihren Aufschwung in Politik, Handel und öffentlicher Wahrnehmung wesentlich prägte, schildert uns Christine Loriol in ihrer weitläufigen Biografie des Bio-Pioniers.
Mit dem drahtigen „Puurli“ bekannt macht uns die Zürcher Autorin vorerst in einem späteren Abschnitt seines Lebens: 2005, im Sudan, wo er Bauern den nachhaltigen Landbau nahebringt und dabei beglückt feststellt, dass er damit direkt an das tradierte Wissen ihrer Vorfahren anknüpft. Sie stellt hier bereits so einige der Themen in Kontext, die den Werdegang und die Mission Ernst Frischknechts auf dem Acker und dem politischen Parkett begleiteten: Bodengesundheit etwa, der Kampf gegen die Verführungen der industriellen Landwirtschaft oder die Berichtigung der Wahrnehmung der Biolandwirtschaft als einer rückschrittlichen, sentimentalen. Um uns ein lebendiges und reflektiertes Bild seines geschäftigen Lebenswegs zu verschaffen, hat sich Christine Loriol mächtig ins Zeug gelegt. Sie arbeitete sich in die Geschichte der Biobewegung in der Schweiz umfassend ein, studierte Sitzungsprotokolle und die mediale Berichterstattung, führte gehaltvolle Gespräche mit Wegbegleitern, Mitstreitern und Konkurrenten ebenso wie natürlich mit Ernst Frischknecht selbst. Inspiriert von letzteren macht sie uns dann auch noch die Eckpfeiler seiner agrarischen Philosophie und Praxis einsichtig.
Die Biografie geht über die Ansprüche, die wir gemeinhin an eine solche stellen würden, ein weites Stück hinaus. In ihrem Ansinnen, uns ihren Protagonisten im erweiterten Zeitgeschehen zu porträtieren, zeichnet Christine Loriol ein detailliertes Bild der politischen und wirtschaftlichen Auseinandersetzung, der Ideen und Ziele des organisch-biologischen Landbaus insgesamt. Wir erfahren von den Hintergründen des Einzugs der Knospe-Produkte in die Regale der Grossverteiler ebenso wie von den Lebenszyklen eines gesunden Bodens, garniert mit der kritischen, auch selbstkritischen Geisteshaltung Ernst Frischknechts. Diesen gewaltigen Schwung an Erinnerungen und Informationen setzt sie dann durchgehend in Bezug zu den aktuellen Herausforderungen des Klimawandels, des Artensterbens oder der gerade wieder anstehenden Pestizid-Diskussion, ohne darüber in ihrem kurzweiligen Erzählfluss zu stocken. So finden wir in diesem Lebensbericht nicht nur Einblick in ein streitbar naturverbundenes, immer weiter fragendes und forschendes Leben: Er erweitert sich zum beherzten, glaubwürdigen Ansporn in eine nachhaltigere Zukunft.
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