Autor | David R. Montgomery |
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Verlag | oekom Verlag |
Umfang | 347 Seiten |
ISBN | 978-3-86581-197-4 |
Preis | Fr. 37.90 (UVP) |
Dass der Geologe David R. Montgomery seine Exkursionen in den Dreck beim Naturforscher Charles Darwin beginnt, sagt uns zweierlei. Zum einen, dass dieser Naturforscher Darwin nicht nur über die Entstehung der Arten nachdachte, sondern währenddessen manchmal die Kothaufen von Regenwürmern einsammelte und wog. Zum andern, dass dieser Geologe Montgomery sich in seinen Ausführungen zu unserer Lebensgrundlage nicht auf sein Fachgebiet beschränkt. Er nimmt uns mit auf einen Ausflug durch all die Jahrtausende, während derer der Mensch bestrebt war, Pflanzen in ordentlichen Reihen wachsen zu lassen. Wir lernen dabei: Bodengeschichte ist Menschheitsgeschichte. Wir begegnen Zivilisationen, deren Niedergang nicht unwesentlich dadurch gekennzeichnet war, dass sie den Boden und seine Fruchtbarkeit als selbstverständlich nahmen. Wir begegnen einer Landwirtschaft, die immer mal wieder bittere Lektionen lernen musste und sie mit erschütternder Regelmässigkeit wieder vergass. Und wir begegnen dabei schliesslich uns selbst, unserer Zivilisation, unserer Kultur. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs haben wir weltweit ungefähr soviel landwirtschaftliche Nutzfläche an die Erosion verloren, wie China und Indien zusammen an Bodenfläche aufbringen.
Dieser Prozess, soviel kann uns der Autor durch seinen engagierten Bericht vermitteln, muss nicht unumkehrbar sein. Indem er die immer ähnlichen Entwicklungsverläufe nachzeichnet und uns das Ökosystem Boden nahebringt, nähert er sich einem alternativen Agrarmodell an, das sich auf das Gedankengut vieler bekannter und noch mehr unbekannter Rebellen und „Ketzer“ der Agrarwirtschaft stützen kann. Diese ökologische Landwirtschaft entspricht nicht in allen Einzelheiten unserer europäischen Vorstellung, doch sie bleibt auch dann noch zukunftsfähig, wenn die Erdbevölkerung weiter wächst. David R. Montgomerys mehrheitliche Konzentration auf Beispiele aus der US-amerikanischen Geschichte sehen wir zwar mit der leichten Sorge, dass dadurch eine unzweckmässige Distanz geschaffen werden könnte. Zudem bewegt er sich im Verlauf seiner Erzählungen in zuweilen unübersichtlichen Schleifen und Kreisen, die dann in identischen Erkenntnissen münden. Mit gutem Willen können wir das als „Lernen durch Wiederholung“ bezeichnen. Die Erkenntnisse jedenfalls, die uns der Autor auf diesem Wege vermittelt, sind essentiell, wenn wir uns um eine nachhaltige Bewirtschaftung unseres Planeten ernsthaft bemühen möchten.
Rezension: Sacha Rufer
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