Autor | Sebastian Bohrn Mena |
Verlag | Goldegg |
Umfang | 210 Seiten |
ISBN | 978-3-99060-179-2 |
Preis | Fr. 24.-- (UVP) |
Sein Buch ist kein Ernährungsratgeber, schon gar kein Kochbuch. Als erfahrener Politiker und Ökonom interessieren den Österreicher Sebastian Bohrn Mena die heimlichen und unheimlichen Pfade, über die wir mit unseren Ernährungsentscheidungen die Welt gestalten: Ungleichheiten zementieren, Umweltzerstörung bezuschussen, Tierleid billigen, aber auch Veränderung anstossen. Sein Buch ist derweil nicht allein eine Streitschrift wider die Konzernmacht oder die Globalisierung. Flüssig wechselt er zwischen den grossen, wirtschaftlichen Vernetzungen und den privaten Einflusssphären, setzt sie zueinander in Beziehung und arbeitet umsichtig heraus, wo die politischen und individuellen Hebel liegen, um zu einer Gesundung der Nahrungsindustrie beizutragen.
Insbesondere der erste Teil seines Buches widmet sich der Auseinandersetzung damit, wie unsere Agrarpolitik und unser unbedingter Wille zum billigen Nahrungsmittel den Klimawandel befördern und Umweltressourcen – Böden, Gewässer, Biodiversität – auffressen. Er wird damit ein dieserart bereits belesenes Publikum nicht verblüffen. Er kleidet es indessen in so anschauliche Beispiele, dass die komplizierten Verkettungen nachvollziehbar werden und zum eigenen Verhalten in Bezug treten. Besondere Aufmerksamkeit schenkt er dabei den Ansprüchen des Tierwohls. Seine persönliche Glaubwürdigkeit gewinnt er dabei, indem er sich nirgends zum Moralwächter aufschwingt. Anstatt schmissige Urteile zu fällen, hält er lieber Rückschau auf die Stationen seines eigenen Erkenntnisgewinns und reflektiert die Positionen, die ihm in der aufgeheizten Debatte begegnen, mit respektvoller Kritikfähigkeit. Seine Argumente werden damit zugänglich über ideologische Grenzen hinweg: Ein Ansinnen, das sich auch darin spiegelt, wie er die gegensätzlichen Wahrnehmungen des Landwirts zwischen Romantisierung einer- und Verteufelung andererseits zu versachlichen sucht.
Zur kraftlosen Relativierung gerät ihm das dann gleichwohl nicht. Sebastian Bohrn Mena zeichnet ein plastisches Bild der Fehlentwicklungen und sucht dementsprechend im zweiten Teil des Buches keineswegs nur nach den behaglichsten Lösungen. Auch hier verbindet er wieder die punktuellen Anliegen einer nachhaltigen Ernährungsindustrie und Agrarwirtschaft mit den darunterliegenden Problemstellungen unserer Konsumgesellschaft; die globalpolitischen Ansätze mit dem privaten Engagement. Er macht Mut, die Wirkmacht der eigenen, kleinen Entscheidungen nicht zu unterschätzen, vor allem aber, sie in solidarischer Gemeinschaft zur politischen Druckmacht auszubauen. Gemeinwohl und Freiwilligkeit sind die Stichworte, mit denen er die Belange der Ernährung und Agrarwirtschaft in ihren grossen, gesellschaftlichen und den kleinen, privaten Kontext einbettet. Sein Buch denkt diese verschiedenen Ebenen konsequent zusammen: Eine Übung, die unentrinnbar sowohl zu bereichertem Verständnis und zu zweckvollen Lösungen anstösst. Im eigenen Teller, und über den Tellerrand hinaus.
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