Buch «Am Ende der Welt, wie wir sie kennen»

Buch «Am Ende der Welt, wie wir sie kennen»

Als Reporterin in Südostasien: das Klima, der Mensch und der Müll

Lena Bodewein holt nah, was uns so fern nur erscheint: In einfühlsamen Reportagen führt sie uns auf Tuchfühlung mit den Umweltzerstörungen in Südostasien und der Erkenntnis, wie uns die Vorgänge am anderen Ende des Planeten doch direkt betreffen. Dabei hält sie neben der differenzierten Darstellung der Problemstellungen auch die diesbezüglichen Lösungen fest im Blick.

 Autor Lena Bodewein
 Verlag Nagel & Kimche
 Umfang 266 Seiten
 ISBN 978-3-312-01183-4
 Preis Fr. 27.60 (UVP)

 

Wäre sie nicht kugelig, dann könnte man das Ende der Welt vielleicht tatsächlich auf Henderson Island vermuten, wo sich, fernab von allem, mitten im Südpazifischen Müllstrudel Plastik an den Stränden sammelt. Aber die Korrespondentin Lena Bodewein meint es natürlich nicht räumlich, wenn sie vom Ende der Welt spricht. Auch liegt ihr Augenmerk weniger auf apokalyptischen Visionen als auf den Chancen und Möglichkeiten zur Gestaltung einer neuen, an Nachhaltigkeit orientierten Welt. Sie ist in Südostasien und Ozeanien unterwegs, um uns in neun tiefschürfenden Reportagen von den Transformationen zu berichten, die der Klimawandel und das Artensterben bei den dort schon sehr direkt davon betroffenen Menschen anstossen. Dafür thematisiert sie die globalen, umweltpolitischen Herausforderungen, derer wir alle ansichtig sind, aus selten eingenommener, lokaler Warte.

Vom steigenden Wasserspiegel auf Kiribati ist da die Rede, von den Buschbränden Australiens, dem Müllhandel Indonesiens oder den Orang-Utans Sumatras – und immer von den Menschen, Initiativen und Organisationen, die sich den drängenden Problemen vor Ort entschlossen und kreativ stellen. Lena Bodewein gibt dabei Tatbeständen ein Gesicht, die uns im täglichen News-Strom nur selten und allenfalls oberflächlich begegnen, und öffnet den Blick für politische und gesellschaftliche Zusammenhänge, die unserem europäischen Erfahrungshorizont kaum je intuitiv fasslich werden. In schönem Gleichgewicht von Sachinformation und persönlichem Erleben durchdringt sie dabei auch Themenkomplexe, die ein Stück abseits der grossen umweltpolitischen Schlagworte liegen: Die Bedeutung des Mekong für seine anliegenden Länder etwa, oder stadtplanerische Massnahmen zur Minderung des Bedarfs an Klimaanlagen. Uns derlei vielschichtige Problemstellungen differenziert auseinanderzusetzen und daraus dann doch handfeste, ermutigende Lösungsbeispiele herauszufiltern, ist ihre besondere Leistung.

Den ihre einfühlsamen Berichte überspannenden Bogen bildet also ihr Anliegen, die Sachverhalte aus ihrer Schwarz-Weiss-Wahrnehmung herauszulösen und einer feinfühligeren Annäherung zu öffnen. So etwa im Falle des Palmöls, an dessen Beispiel sie sehr anschaulich darlegt, wie an dem konkurrenzlos reichhaltigen und effizienten Pflanzenöl nicht nur die Profite der grossen Konzerne, sondern auch die Lebensunterhalte vieler kleiner Bauern hängen. An diesem Exempel lassen sich derweil auch gleich die Vorbehalte festmachen, die wir gegen einige ihrer Ausführungen hegen: Als wie zukunftsträchtig sich einzelne der von ihr vorgestellten Lösungsansätze - nicht nur betreffs des "nachhaltigen" Palmöls - tatsächlich erweisen mögen, wird sich halt erst zeigen. Doch Deutungshoheit können wir diesbezüglich ebenso wenig reklamieren, wie sie sie für sich selbst behauptet. Ihrem Anliegen und ihrer so kurzweiligen wie kompetent einsichtsreichen Art, es uns nahezubringen, können wir in jedem Fall nur dankend Beifall zollen. 

 

Rezension: Sacha Rufer


 

 

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