Buch «Die Geschichte des Lebens»

Buch «Die Geschichte des Lebens»

Vier Milliarden Jahre Evolution entschlüsselt

Neil Shubin ist ein ganz eigentümlicher Magier. Aus widersprüchlichen Komponenten wie jahrmilliardentiefer Paläontologie, etwas Wissenschaftsgeschichte und zuckenden Strängen von DNA wirkt er uns den ganzen, dramatischen Zauber der irdischen Artenvielfalt.

 Autor Neil Shubin
 Verlag S. Fischer
 Umfang 348 Seiten
 ISBN 978-3-10-397240-5
 Preis Fr. 34.80 (UVP)

 

Als paläontologischer Expeditionsleiter fahnet Neil Shubin nach Zeugnissen der grossen, geheimnisvollen Umbrüche in der Geschichte des Lebens. Dabei interessieren den amerikanischen Paläontologen die spezifischen Mechanismen der Veränderung, die Flossen in Beine, Schuppen in Federn, Primaten in Menschen verwandeln und den Tieren neue Lebensräume erschlossen. Noch detailliertere Antworten darauf als aus den Fossilien ersichtlich - so wurde ihm früh in seiner namhaften Karriere klar - warteten in den Forschungsfeldern der Mikrobiologie und Genetik. So begann er dann schnell dorthinein auszustreunen. Sein Buch folgt nun demselben Weg. Nach der kurzen Einführung in die wundersame Welt der Fossilien begeben wir uns stracks in die ebenso wundersame und abenteuerliche Welt des Kleinen und Kleinsten, während uns Neil Shubin die Erkenntnisse der Evolutionsgeschichte, Genetik, Zellbiologie und Paläontologie meisterhaft aufschlüsselt und zusammenführt.

Gerade die Genetik erscheint ja so vielen als eine demütigende Technologisierung der lebendigen Welt: Die Entzauberung des schönen Ganzen durch seine rabiate Zerstückelung. Wenn wir nun eines vordringlich herausheben müssten, das Neil Shubin mit seinem Buch vollbringt, dann wäre es die Berichtigung dieses Eindrucks. Er porträtiert uns das Genom als das fundamentalste Lebewesen; als verblüffendes, bewegliches, wandelbares Organ der ewigen Wandlung und Anpassung. Daneben gelingt ihm auf seinem die Jahrmilliarden umspannenden Streifzug durch die Naturgeschichte noch einiges mehr. Er korrigiert den Begriff des „Zufalls“, der im Zusammenhang mit dem evolutionären Geschehen allzu oft fällt, indem er vorführt, wie im Kontext der genetischen Variation eben doch alles nach rechten, wenn auch lebendig chaotischen Regeln vorgeht. Er erschliesst uns, wie sich Einblicke in grundlegende Zusammenhänge oft aus den (scheinbar) absurdesten Fragestellungen ergeben. Vor allem aber zündet er ein Feuerwerk wertvoller, weitreichender Einsichten zu Evolution, Biologie und dem Wert der Artenvielfalt im Grossen wie im Kleinen.

Derweil er mit alledem ja schon genug zu tun hätte, erzählt er es uns schlüssig und lebhaft im labyrinthischen Gefüge der Wissenschaftsgeschichte. An Personen begegnen wir da Bekannten und (unrechtmässig) Vergessenen gleichermassen; die nachverfolgten Grabenkämpfe, leidenschaftlichen Debatten und überraschenden Fusionen erfüllen die gelegentlichen, konzentrationsbedürftigeren Laborbesuche mit Leben… Was das aber alles für unser Verständnis unserer selbst und der Natur bedeutet? Wir können es nicht besser zusammenfassen als der Autor im Abschluss seines berückenden Buches selbst: „Wenn man weiss, wo man suchen muss, sieht man Jahrmilliarden in jedem Organ, jeder Zelle und jedem Stück DNA der Lebewesen. Und dann kann man in unseren Verbindungen zu allen anderen Lebewesen auf unserem Planeten schwelgen.“ Die perfekte Gelegenheit, ihm dahin nachzufolgen, verschafft er uns mit diesem Buch.

 

Rezension: Sacha Rufer


 

 

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