Autor | Werner J. Egli |
Verlag | Aravaipa |
Umfang | 266 Seiten |
ISBN | 978-3-03864-027-1 |
Preis | Fr. 17.90 (UVP) |
An der Seite ihres Vaters, des berühmten Maya-Forschers, sucht die junge Elli Bekker in den Wäldern Guatemalas nach dem Grünen Jaguar; einem verschollenen Amulett, dem die Legende anhaftet, dass es dem Volk der Maya zu alter Grösse verhelfen werde. Mit von der Partie sind auch die Indigenen Francisco und dessen etwas rätselhafter Sohn Cobá, Nachkommen eines Maya-Regenten. Gemeinsam starten sie in ein gefahrvolles Wagnis, eingewoben in das faszinierende Vermächtnis der mittelamerikanischen Hochkulturen und den zwiespältigen Zauber des Dschungels, komplett mit wildernden Banditen, dunklen Grabkammern und dem zarten Hauch einer Romanze. Das ist abenteuerlich und unterhaltsam genug, und tatsächlich steht nichts dem Ansinnen im Weg, den Jugendroman schlicht als fesselnde Schatzsuche zu lesen. Doch ganz so einfach macht es Werner J. Egli dann weder sich noch seinen Leserinnen. Wer sich auch nur einen Augenblick die Ruhe nimmt, nicht nur dem flott erzählten Handlungsstrang nachzuhetzen, betritt eine vieldeutige Welt: Die unsere nämlich, die sich mittels simpler Allgemeinplätze und moralischer Absolutismen allein nicht gültig fassen lässt.
Man muss sich nicht scheuen, Werner J. Egli als einen Jugendbuchautor „vom alten Schlag“ zu charakterisieren. Dies dann aber in ausgesuchtem Respekt vor diesem Prädikat. Er erzählt auch hier wieder eine schnörkellose Abenteuergeschichte mit sicherem Gespür für den Spannungsbogen und die sensible Zeichnung seiner Charaktere. Während er uns seine handelnden Personen eingangs noch im klaren Gut-Böse-Schema vorstellt - und etwa auch aus seiner Sympathie für die Anliegen der Indigena durchs Band keinen Hehl macht -, verschafft er ihnen doch rasch und zusehends Kontur und befreit sie von unseren Vorurteilen und Erwartungshaltungen. Das fügt sich abgestimmt in seine Erläuterungen der nur allzu realen Geschehnisse jenseits seiner Erzählung. Während die beherzte Elli achtsam durch den Dschungel stapft, versucht sie sich auf die schwelenden Konflikte um sie her einen Reim zu machen, und aus ihren Gesprächen mit ihrem Vater, mit dem stolzen Cobá und allerlei anderen erfahren wir von den kolonialen Altlasten, der indigenen Kultur und den gegenwärtigen Interessensverwerfungen. Dabei setzt uns der Autor mitten hinein in die Spannungsfelder - etwa zwischen Fortschrittsbemühungen und der Bewahrung kultureller Identität, um nur eines zu nennen - und lässt uns dort heraus unsere eigenen Gedanken spinnen.
Genauso verfährt Werner J. Egli mit den ihm stets angelegenen Umweltthemen. Für einmal reduzieren sich diese in diesem Roman auf Nebengeräusche – die sich dann allerdings nicht ignorieren lassen und sich auch sinnreich mit den sozialen Fragestellungen verweben. Er verzichtet dabei – ausser natürlich in den Ausführungen seiner engagierten Protagonistinnen selbst – auf die leichtfertige Kontrastierung einer zivilisierten Konsumgesellschaft mit paradiesischen Naturbildern. Der wilde Wald darf ihm erhaben und bedrohlich zugleich sein, und auch im gierigen, ungebildeten Banditen erkundet er Motivationen, die uns bekannt vorkommen können. Trotz all dieser gedankenvollen Abwägungen erstehen aus seinem jüngsten Jugendbuch imponierende Bilder einer kraftvollen Natur, in der sich Sinn und Heimat gleichermassen finden lassen. So baut er seinem Publikum aus einer einfachen Geschichte die Brücke in eine komplizierte Welt, die er ihm ebenso erhellt wie zutraut.
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