Buch «Regenwälder»

Buch «Regenwälder»

Ihre bedrohte Schönheit und wie wir sie noch retten können

Den ganzen Zauber, die ganze Tragik, vor allem aber die ganze komplexe Realität der irdischen Regenwälder zu fassen und uns kostbar zu machen: Das gelingt diesem prächtig illustrierten Buch in besonderer Eindringlichkeit.

 Autor Josef H. Reichholf / Johann Brandstetter
 Verlag Aufbau
 Umfang 270 Seiten
 ISBN 978-3-351-03825-0
 Preis Fr. 46.40 (UVP)

 

Ganz können wir nicht widerstehen, den Illustrator Johann Brandstetter und den Zoologen und Naturschützer Josef H. Reichholf als ein Dream Team des Naturbuchs zu betiteln – auch wenn die detailverliebte und fantastisch atmosphärische Zeichenkunst Johann Brandstetters, erwiesenermassen, genauso jedes andere sich mit ihnen zierende Buch in zusätzliche Höhen hebt. Doch die beiden arbeiten eben indessen schon gewohnheitsmässig zusammen, und die dabei angestrebte Synthese von Form und Gehalt hatte dementsprechend schon einige Gelegenheit, sich einzuspielen. Das zeigt sich jetzt auch wieder beispielhaft in ihrem neuen Buch zu den Regenwäldern. Da gehen zwar die prächtigen, farbenfrohen Bildtafeln des Illustrators mit den abgeschatteten Ausführungen des Autors vielleicht nicht auf den ersten Blick zusammen… Aber wir greifen vor.

Aus welcher Haltung uns Josef H. Reichholf die Regenwälder weltweit vorzustellen und kostbar zu machen gedenkt, zeigt sich bereits am ersten Zwischentitel des ersten Teils seines Buches. „Grünes Paradies – grüne Hölle“ lautet der, und aus genau diesem Spannungsfeld zwischen Romantisierung und Schreckensvision bewegen wir uns zielsicher hinaus, während uns der Autor die Ökologie, Geografie, Naturgeschichte, Zoologie und Botanik der tropischen Regenwälder kundig zusammensetzt und in der gegenwärtigen Realität verortet. Von Verklärungen hält er also – nicht weiter überraschend – wenig, sehr viel hingegen davon, uns mit der vielschichtigen Betrachtung der Zusammenhänge von Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität, Wasserhaushalt und Waldklima auch gleich eine Einführung ins systemische, vernetzte Denken der Ökologie zu geben. Dass ihm das gleichzeitig mit einer breiten Überschau der jeweiligen Besonderheiten der verschiedenen Regenwälder Amazoniens, des Kongo und Südostasiens gelingt, adelt schon einmal den Informationsgehalt des Buches. Doch wie soll diese nüchterne, gelegentlich gewollt desillusionierende Darstellung mit seinem Anliegen zusammengehen, uns die Regenwälder wieder von Herzen schützenswert zu machen?

Da springt nun Johann Brandstetter in die Bresche. Begleitet von erläuternden Begleittexten stellt er die unterschiedlichen Regenwald-Lebensräume über das gesamte Buch gestreut in lebendigen, doppelseitigen Panoramen vor und lässt uns den Zauber ihrer faszinierenden Vielfalt nie entgleiten. Das gewinnt noch an Gewicht im zweiten Teil des Bandes, in dem wir in die Hintergründe ihrer Gefährdung vordringen. Man kann Josef H. Reichholf gewiss vorwerfen, sich gelegentlich in der Präsentation widerborstiger Thesen etwas zu sehr zu gefallen – auch wir haben das schon angemerkt –, doch hier spürten wir davon nichts. Stattdessen setzt er auch Ursachen ins Licht, denen anderswo nur geringe Aufmerksamkeit zukommt, wie etwa der unentwegten Goldsuche in Amazonien oder – auch schon wieder aus dem Rampenlicht entschwunden – die Nachfrage nach sogenanntem „Biotreibstoff“. Vorderstes Anliegen ist es ihm hier, uns den Raubbau an den Regenwäldern in die eigene Stube zu holen: In klaren Worten zeigt er auf, wie unsere westlichen Ansprüche und unser Wirtschaftsgebaren diesen weiterhin und massgeblich vorantreiben. Entsprechend setzt er dann, im Abschluss seines Buches, in seiner Präsentation der notwendigen Lösungen auch vorrangig hier bei unserem eigenen Handlungsspielraum an.

Im Zusammenspiel kredenzen uns Reichholf und Brandstetter damit ein prächtig gestaltetes, laienverständliches Sachbuch, das uns die ganze Regenwald-Problematik deutlich vor Augen führt, ohne uns mit ihrem Gewicht gleich wieder niederzudrücken. Es wird fürderhin das Erste sein, das wir aus dem Regel ziehen, werden wir nach einem solchen gefragt.

 

Rezension: Sacha Rufer


 

 

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