Autor | Campact e.V. (Hrsg.) / Yves Venedey |
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Verlag | Fischer Taschenbuch |
Umfang | 430 Seiten |
ISBN | 978-3-596-18983-0 |
Preis | Fr. 15.90 (UVP) |
Campact ist ein Online-Netzwerk, das seit 2004 Kampagnen lanciert, mit denen es die Bevölkerung animiert, sich in politische Entscheidungen einzumischen. Gesellschafts- und Umweltthemen sind dabei Schwerpunkte, und damit natürlich auch die Energiepolitik. Diese Aktionen finden in ihrer grundlegenden Absicht und den meisten Einzelfällen nur Wohlwollen unsererseits. In seinem Buch sammelt Yves Venedey aktuelle Daten und Hintergrundinformationen zur Atomkraft, spezifisch zu den deutschen Atomkraftwerken, verwertet sie als Argumente gegen diese und fordert einen möglichst sofortigen Ausstieg. Auch mit dieser Intention stimmen wir überein. Mit der Form ihrer Darlegung nur bedingt.
In den Jahren haben sich bei Campact, soviel beweist das Buch schon in der Einleitung, eine Menge an wissenswerten und aufschlussreichen Fakten zur deutschen Atompolitik angesammelt. Doch manchmal, wenn Menschen derselben Meinung sind und sich diese über Jahre hinaus gegenseitig bestätigen, entsteht eine Dynamik von Unduldsamkeit und leiser Verbohrtheit. Wenn daraus dann ein Buch entsteht, kann sich dieses nur noch selten der Unvoreingenommenheit und Objektivität rühmen. Genauso vermag dieses Buch in seinem umfangreichen ersten Teil, in dem es penibel über die physikalischen, ökologischen und gesundheitlichen Gefahren der Atomkraft aufklärt, zwar Tatsache auf Tatsache zu häufen, verliert dabei aber manchmal den Boden unter den Füssen. Von Super-GAUs ist da ständig die Rede, von Unterlassungssünden und den daraus möglicherweise resultierenden Katastrophen, jedoch ohne nüchterne Ausformulierung oder Diskussion der diesbezüglichen Risikoeinschätzungen. Wirklich seltsam wird es dann, wenn im selben unversöhnlichen Stil über die ungelösten Probleme der Atommüllendlagerung gesprochen wird. Da kann man sich schon fragen, ob eine lösungsorientierte Berichterstattung hier nicht nützlicher wäre. Danach widmet sich der Autor den erneuerbaren Energien. Seine Argumentation beruhigt sich, und auch wenn mit Visionen von paradiesischen Zuständen, in denen Sonne und Wind keine Rechnung schicken, die tatsächlichen Aussichten etwas überhöht werden, beweist er hier mit der Ausrichtung seiner Argumentation auf die Dezentralisierung der Stromversorgung und einer Fülle an nützlichen Informationen bereichernde Fachkenntnis. Im dritten Teil, in der er die Möglichkeiten aufzählt, was jeder einzelne von uns zum Ausstieg aus der Atomkraft beitragen kann, und sich dafür auch noch einige originellere als die üblichen Lösungen einfallen lässt, versöhnt er uns dann.
Es mag sein, dass man, um den Lobbyisten der Atomenergie etwas entgegenhalten zu können, einige Energie aufwenden muss. Diese ist unvermindert in dieses Buch geflossen. Das wird sich als dienlich erweisen, falls einer dieser Lobbyisten das Buch liest. Doch wir Atomkraftgegner wurden davon leicht muffig im Kopf. Das ertrugen wir und wurden dann im letzten Drittel des Buches mit praktischen Ideen und Vorschlägen belohnt, die wir noch selten so umfassend und hintergründig dargelegt fanden.
Rezension: Sacha Rufer
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