Autor | Klaus Richarz |
Verlag | wbg Theiss |
Umfang | 272 Seiten |
ISBN | 978-3-8062-4395-6 |
Preis | Fr. 72.50 (UVP) |
Auch dem namhaften Fledermausexperten Klaus Richarz waren die ledrig beflügelten Nachtschwärmer nicht auf Anhieb sympathisch. Als Kind, so berichtet er, schienen sie ihm nach einer ersten Begegnung gar eher abstossend. Deshalb beginnt er nun seinen eindrucksvollen Sachbildband gleich mit ihrer gebührenden Ehrenrettung und der spannenden Spurensuche nach ihrer oft arg widersprüchlichen Symbolik in den Kulturen weltweit, von früher Überlieferung bis zur Popkultur. Sie uns faszinierend und liebenswürdig zu machen, dürfte dem promovierten Biologen bereits hier gelingen – vorausgesetzt natürlich, sie waren das nicht längst. Aber spätestens gelingt es ihm dann im darauf folgenden, in dem uns der promovierte Biologe einen breiten und detaillierten Einblick in ihre so unglaublich vielseitigen Lebensweisen und verblüffenden Fertigkeiten verschafft.
Klaus Richarz schafft es also, uns den wichtigen Stellenwert und die weitreichenden Leistungen der Fledermäuse in unseren globalen Ökosystemen schon früh in seinem Buch unmissverständlich kenntlich zu machen: Einsichten, die er dann dahingehend nutzt, ihrem zweckvollen Schutz gewichtige Fürsprache zu halten. Dafür versorgt er uns mit detaillierten Einblicken in die unterschiedlichen Ursachen ihrer Gefährdung ebenso wie mit intimen Erläuterungen der Methoden und Massnahmen ihrer Erforschung und ihres Schutzes. Da man aber besonders engagiert verteidigt, wozu man auch in persönlicher Beziehung steht, schieben sich dazwischen erfahrene Anleitungen zu ihrer Beobachtung im freien Feld und im Siedlungsraum. Speziell auch zur Debatte „Fledermaus vs. Windenergie“ steuert er bedenkenswerte, auf aktueller Forschung fussende Argumente und Fakten bei, die dem Arten- ebenso wie dem Klimaschutz wichtige Entscheidungsgrundlagen zur Hand geben.
Wenn wir überhaupt etwas an dem profund sachkundigen, dabei aber durchweg laientauglichen Band auszusetzen finden, dann höchstens, dass uns sein Aufbau nicht durchwegs einleuchtete. So schliesst er etwa mit dem globalen Überblick der zahlreichen Fledermausarten und den vertieften Porträts ihrer europäischen Vertreter: Eine Anfügung, die wir durchaus schon früher im Buch erwartet hätten. Da sie dort aber vielleicht das gerade erwachte Interesse nur aus dem Tritt gebracht hätte, versöhnen wir uns damit anstandslos. Solche kleinlichen Einwände erlahmen dann zur Gänze angesichts seines augenfälligsten Vorzugs: Der Bebilderung. Die den Bildband verschwenderisch zierenden Fotografien von Fledermäusen im Flug, im geselligen Quartier, auf Fisch- und Insektenfang oder mit dem Kopf im nektarverheissenden Blütenkelch sind schlicht spektakulär! Dabei versäumen sie es nie, gleichzeitig den Informationsgehalt des Bandes dienlich zu stützen, und machen uns somit auch das Urteil ganz leicht: Wer noch irgendein Plätzchen für ein Fledermausbuch in seinem Buchregal freiräumen kann, trifft mit diesem die richtige Wahl.
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