Autor | Martin Husemann / Lioba Thaut / Frithjof Leopold et.al. |
Verlag | Haupt |
Umfang | 270 Seiten |
ISBN | 978-3-258-08289-9 |
Preis | Fr. 30.-- (UVP) (z.Zt. Fr. 24.--) |
Etwaige Ekelreaktionen oder Kindheitstraumata mal beiseite: Dass unser irdisches Dasein ohne die leise Unterstützung der Insekten nicht denkbar wäre, ist einer breiten Öffentlichkeit indessen klar. Spätestens seit der sogenannten „Krefelder Studie“ 2017, die einen Bestandsrückgang der Fluginsekten von bis zu drei Vierteln in den letzten Jahrzehnten attestierte, legte das Bewusstsein um den Wert der Kerbtiere einen Blitzstart hin. Mit den erweiterten Kenntnissen hapert es gleichwohl noch hier und da. Dem abzuhelfen verschrieb sich die deutsche Wanderausstellung „Facettenreiche Insekten“, die nun in diesem gleichnamigen Buch ihre vertiefende Ergänzung findet.
Begleitbände zu Ausstellungen finden sich in den verschiedensten Gestaltungen und Ausformungen. Hätten wir derweil einen Wunsch frei, wie ein solcher Begleitband daherkommen soll: Er würde diesem informativen Sachbuch verblüffend ähneln. Darin würde sich also die angestrebte Niederschwelligkeit mit dem profunden Fachwissen, das vermittelt wird, ausgewogen verbinden. Was erst mal erfordert, dass eine diverse Vielzahl von Expertinnen – wie hier über sechzig Entomologinnen, Ökologen und Biologinnen – eine gemeinsame Stimme finden, um ihre jeweiligen, spezifischen Sachkenntnisse einem breiten Publikum auseinanderzusetzen.
In diesem Fall gelingt das vortrefflich, ob es nun um die grundlegende Einführung in die Insektenkunde, den faszinierenden Überblick über ihre weltweite Vielfalt, die Zusammenstellung der Gründe ihrer Gefährdung oder die notwendigen Massnahmen zum Schutz der Sechsbeiner geht. Dazu gesellen sich – planvoll eingeflochten – stets noch zusätzliche Einblicke in die Methoden der Entomologie und des Artenschutzes sowie der pädagogischen Werkzeuge ihrer Vermittlung. Da mag zwar der übergreifende Nenner, auf den man sich bezüglich des anzuschlagenden Tonfalls einigte, der einer nüchternen Wissensvermittlung vor jenem der unbedingten Kurzweil sein. Das ändert indessen nichts an dem ungebrochen mühelosen Lesefluss.
Vor allem aber ist dann herauszuheben, wie das Buch eigenständig, über den Kontext der Ausstellung hinaus bestehen kann. Das funktioniert nicht nur dank der Charakterisierung des Bandes als einem populären Sachbuch, sondern insbesondere auch über seine grosszügige Bebilderung. Die vielen aussagekräftigen Fotografien sichern diesen fortgesetzten Nutzen ebenso wie die zahlreichen eingängigen Schaubilder und Diagramme. Da wäre es, angesichts der aufgebrachten Sorgfalt, schlichtweg eine Schande, würde das Buch das Schicksal so vieler Begleitbände teilen und die Ausstellung nicht um weitere Auflagen überleben. Aber falls dem so wäre, stärkt es ja nur unsere Empfehlung, es sich jetzt zuzulegen.
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