Autor | Frank Pé / Bom |
Verlag | Splitter |
Umfang | 269 Seiten |
ISBN | 978-3-96792-180-9 |
Preis | Fr. 64.90 (UVP) |
Dieses Jahr, so zeichnet sich ab, haben wir es mit den Comics. Dieser hebt sich von den anderen, die wir hier so verhandeln, erst mal aus zwei formalen Gründen ab. Erstens: Es ist kein Sachcomic. Es ist ein ganz „normaler“, mit abenteuerlicher Geschichte und allem, gezielt auf ein jugendliches Publikum. Zum zweiten ist er uralt. Erstmals erschien die Comicreihe um den wuscheligen Rotschopf Jonas Valentin in den Siebziger- und Achtzigerjahren des letzten Jahrhunderts. Aber die Tatsache, dass sie gerade in einer aufwändig gestalteten Gesamtausgabe wieder aufgelegt wird, schafft uns den willkommenen Vorwand, ihr hier endlich mal ein paar Zeilen zu widmen.
In den erwähnten Siebzigerjahren war die frankobelgische Comicbranche im Umbruch. Der Aufschwung des Erwachsenencomics entzog dem klassischen Kindercomic allerlei Nachwuchstalente, und so geschah es eines Tages, dass das renommierte Magazin Spirou dem jungen belgischen Zeichner Frank Pé („Frank“) anbot, eine noch leere Seite des Comic-Blatts mit einem Naturbeitrag für sein jugendliches Publikum zu füllen. Diese „Notizen von Jonas Valentin“ fanden Anklang, und damit hatte sich ein natur- und tierliebender, freundlich regsamer Charakter etabliert, der im Folgenden noch viele muntere Einblicke in Naturphänomene und das fernere und nähere Tierleben gab. Alle diese „Notizen“ finden sich - zusammen mit frühen Kurzgeschichten - im vorderen Teil dieses ersten Bands der Gesamtausgabe erstmals auf Deutsch versammelt. Sie verblüffen (und geben zu denken) dadurch, wie sich Frank schon vor vierzig Jahren so kundig wie kindgerecht mit Naturschutz- und Umweltfragen auseinandersetzte, die uns so oder so ähnlich immer noch beschäftigen. Auch seine liebevoll detaillierten, stimmungsvollen Illustrationen sind – vorbei an allen zeitweiligen stilistischen Trends – fantastisch gealtert.
Der Karriereweg Jonas Valentins war damit natürlich noch nicht abgeschlossen. Während der Planung eines ersten Comicalbums stiess in den Achtzigern der Szenarist Michel de Bom („Bom“) hinzu, der die sensible Naturliebe Franks um seine ganz eigene, träumerische Poesie bereicherte. Speziell das erste der zwei Alben, die im ersten Band der Gesamtausgabe wieder abgedruckt sind, blieb uns über die Jahrzehnte in Erinnerung. Da bricht schleichend, aber ganz unverstohlen die Natur in die Stadt Brüssel ein: Das Unterwasserleben, um genau zu sein. Alle scheinen sich damit abzufinden, dass man sich jetzt, statt in den Bus zu steigen, einfach auf einen riesigen Wels setzt; nur Jonas Valentin möchte dem Ganzen noch etwas näher auf den Zahn fühlen… Ganz ungewöhnlich für die Zeit war, dass hier die Stadt nicht als Antithese zur Natur herhalten musste, sondern ihre eigene Vitalität behielt. Genauso bemerkenswert bleibt bis heute, wie Frank und Bom mit den „magischen“ Elementen ihrer Erzählungen nicht ins Übernatürliche verweisen, sondern strikt dem fassbaren Zauber der Natur zuarbeiten. Ihre Geschichten streben einfühlsam, dabei aber ungebremst unterhaltsam nach der Versöhnung des Menschen mit seiner lebendigen Mitwelt. Auch wenn das - wie etwa in der folgenden Geschichte - mal schiefgeht… Aber die Zeit ist fortgeschritten, und wir haben uns bereits wieder weit über die „paar Zeilen“ verplaudert. Dass wir die Comicreihe zur (Wieder-)Entdeckung ganz herzlich empfehlen, dürfte ja insgesamt klar geworden sein.
Rezension: Sacha Rufer
(Der hier rezensierte erste Band der Gesamtausgabe enthält die Alben "Der Traum des Wals" und "Die Hüter des Lichts". Der zweite Band erscheint im September 2022.)
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