Autor | Rudolf Buntzel |
Verlag | oekom |
Umfang | 340 Seiten |
ISBN | 978-3-96238-344-2 |
Preis | Fr. 36.30 (UVP) |
In seiner umfassenden Überschau des globalen Geschäfts mit Schweinefleisch stellt der Agrarökonom Rudolf Buntzel drei Konzepte der Haltung und Nutzung des intelligenten Tieres nebeneinander: Jene des lokalen, des globalen (in Massen gehaltenen) und – zwischen diesen Polen – des bäuerlichen Schweins. Im Auftakt unternimmt er einen faktensatten Ausflug in die Biologie und Kulturgeschichte des Schweins, die uns zu diesem alten Begleiter der Menschheit in emotionalen Bezug setzt. Diese gelingende "Entdinglichung" des Nutztiers kann im Folgenden zwar zwischendurch wieder verloren gehen, während er uns die ökonomischen, agrarischen und ökologischen Konsequenzen des weltweiten Fleischgeschäfts nüchtern und detailliert vor Augen führt. Um nichts weniger aufschlussreich ist die gründliche Ausforschung eines hart umkämpften Markts, der uns sonst weitgehend verschlossen bleibt.
Zur Ausweitung des Horizonts holte Rudolf Buntzel sich noch kundige Unterstützung ins Boot: In eingestreuten Kapiteln verhandeln sieben Co-Autorinnen die Aspekte des Tierwohls und der Epidemiologie, verschaffen uns Einblick in die traditionelle Schweinehaltung verschiedener Weltgegenden oder die aufstrebende Schweinefleischproduktion Brasiliens. Einen weiteren Fokus setzt Rudolf Buntzel auf die Entwicklungen in China, das seine Rolle als Weltmarktführer der Schweinewirtschaft gerade noch einmal rasant ausbaut. Während er bei alledem vornehmlich die kühlen Fakten ausleuchtet, bleibt seine übergeordnete Agenda doch die Suche nach einem nachhaltigeren und würdevolleren Umgang mit dem Schwein.
Das Buch präsentiert uns sowohl regionale wie globale Entwicklungen der Schweinehaltung im breiten und gelegentlich auch überraschenden Kaleidoskop: Beispielsweise, wenn es uns vorführt, wie weit das lokale "Hausschwein" insgesamt noch verbreitet ist. Das ändert nichts an seiner kritischen Auseinandersetzung mit den klima- und umweltschädlichen Folgen der Massentierhaltung, der die Autorinnen auch in ihren unscheinbareren Facetten nachspüren: Als einem System, das uns teurer zu stehen kommt, als die Fleischpreise vorgaukeln. Gleichwohl mündet das Buch in einen zaghaften Hoffnungsschimmer, wenn es zeigt, wie sich in der europäischen und deutschen Schweinehaltung auch die grösseren Konzerne nach einem "alternativen Schweinesystem" zu orientieren beginnen. Was davon zu erwarten ist, was nicht, und wie wir als Konsumentinnen darauf unseren kleinen Einfluss nehmen, macht es uns konkret fasslich und baut damit eine vorzügliche Diskussionsgrundlage für alle, die an der informierten Tierwohl-, Ernährungs- und Klimadiskussion interessiert sind.
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