Autor | Meg Lowman |
Verlag | Blessing |
Umfang | 446 Seiten |
ISBN | 978-3-89667-668-9 |
Preis | Fr. 35.90 (UVP) |
Meg Lowman ist Arbornautin. Sie kletterte also über dreissig Jahre lang auf hohe Bäume, um dort in der Baumkrone ökologische, botanische und insektenkundliche Feldforschung zu betreiben. Da die Baumkronen die naturwissenschaftliche Neugier erst seit erstaunlich kurzer Zeit kitzeln, war sie auch gleich eine der ersten Arbornautinnen überhaupt. So leistete sie über ihre regsame Karriere hinweg nicht nur wissenschaftliche Pionierarbeit, sondern entwickelte auch gleich allerlei Methoden und Gerätschaften, die verborgene Welt der Blätterdächer zu erreichen, sich darin zu bewegen und darin zu forschen… Ganz zu schweigen davon, dass es ihr als weiblicher Naturwissenschaftlerin immer wieder oblag, in dieser traditionellen Männerdomäne den Frauen Platz und Geltung zu erobern. Von alledem erzählt sie uns lebhaft in ihrem Buch, in dem es dann aber doch hauptsächlich um eines geht: Um die Naturwunder und die faszinierende Ökologie des „achten Kontinents“ der Baumkronen und um den Wert der Bäume für uns hier unten, in ihrem Schatten.
Das Buch der amerikanischen Biologin und Naturschützerin ist in seiner Form ein stringent autobiografisches. Meg Lowman führt uns also geradlinig aus ihrer schüchternen, naturverliebten Kindheit in ihre Studentinnenjahre in den schottischen Highlands (in denen sie die Baumkronen für sich entdeckte) und hinaus in die weite Welt – nach Australien, Südamerika, Indien, Malaysia, Kamerun oder Äthiopien. Entsprechend schieben sich zwischen die erkenntnisreichen Einblicke in die spannenden, komplexen Habitate der Blätterdächer stets wieder Anekdoten und spannende Erlebnisse, die uns in Tuchfühlung mit ihrer Begeisterung halten. Ob dieser farbenfrohen Erzählung geht uns erst in der Rückschau auf, welch wuchtiges Bündel von Inhalten sie uns da geschnürt hat: Zu den profunden ökologischen Erkenntnissen und vielen eingewobenen Baumporträts gesellen sich fast beiläufig Lektionen zur wissenschaftlichen Arbeit, Einweisungen ins Baumklettern oder essentielle Überlegungen zur Umweltpädagogik. Gar nicht beiläufig, sondern besonders einprägsam vermittelt uns Meg Lowman indessen die Botschaft, wie viel davon abhängt, in unserem höchsteigenen Interesse die Wälder unseres Planeten zu erhalten. Nicht nur in Form von neuen Anpflanzungen: Da Bäume mit zunehmendem Alter auch stetig mehr Kohlenstoff binden, ist der Schutz gewachsener Bestände von besonderer Bedeutung.
Zu einem weiteren, wesentlichen Teil erzählt uns Meg Lowman eine beflügelnde Geschichte der Selbstermächtigung. Da gleitet sie zwar im Mittelteil des Buches einmal in Bitterkeit ab, die weniger der Inspiration als der Begleichung alter Rechnungen dienen mag. Doch weit überwiegend weckt sie Lust und Zuversicht: Lust an Forschung, Wissenschaft und aktivem Naturschutz, und Zuversicht, zu all diesem unabhängig von Geschlecht, Stand oder körperlicher Voraussetzung wertvolles beitragen zu können. So weitet sich der feministische Impuls zum humanistischen, der naturschützerische zum umfassend lebensfreundlichen. Die abschliessenden Anregungen, zum Erhalt der Bäume persönlich beizutragen, können da nur noch auf fruchtbaren Boden fallen.
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