Autor | Laura Burgers / Jessica den Outer |
Verlag | Hirzel |
Umfang | 125 Seiten |
ISBN | 978-3-7776-3311-4 |
Preis | Fr. 26.10 (UVP) |
Die „Anklage“ im Titel dieses kleinen Bandes ist wörtlich zu verstehen: Es geht um die Rechte der Natur. Um Wasserrechte also nicht im Sinne des Rechts des Menschen auf Zugang zu sauberem Wasser, sondern um die eigenständigen Rechte von Gewässern und anderen Lebensräumen als anerkannte Rechtspersonen. In einer Welt, in der das rechtliche Verhältnis des Menschen zur Natur hauptsächlich als Besitzrecht seinen Ausdruck findet – und Rechte insgesamt vom Menschen auf den Menschen ausgerichtet sind – beinhaltet das schon grundsätzlich eine Umkehr von Denkmustern, die sich nicht einfach gestaltet. Dass die damit einhergehenden Probleme dennoch auch in der ganz praktischen, nationalen und internationalen Rechtsprechung lösbar sind, belegen uns die beiden Rechtsexpertinnen der Embassy of the North Sea, Laura Burgers und Jessica den Outer, in ihrem gehaltvollen Buch.
Laura Burgers und Jessica den Outer suchen sich Fallbeispiele der vollzogenen oder angedachten Anerkennung der Rechte von nichtmenschlichen Rechtspersonen rund um die Welt. Auf sechs Kontinenten (inklusive Ozeanien) zeigen sie uns in konzentrierter, aber weitläufiger Darstellung auf, wie Flüsse, Wälder, Landschaften oder gar „die Natur“ ganz allgemein einen justiziablen Rechtsstatus erlangten: Welche Weltanschauungen dahinterstehen, welche spezifischen Rechte zugestanden wurden und wie diese durchgesetzt werden. Vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Kulturen öffnen sie damit einen weiten Raum der Lösungen und Denkansätze, die den Anspruch, „Recht und Natur vom Kopf auf den Fuss“ zu stellen, gleich im Leser vollziehen. Nicht zuletzt wird dabei deutlich, wie die Rechte der Natur keineswegs mit den Menschenrechten über Kreuz liegen müssen, sondern deren Durchsetzung gewöhnlich stützen.
Ein entspanntes Lesebuch wird die Fallsammlung darüber nicht. Es ist ein nüchternes Informationswerk, das sich dann auch in den übergeordneten Überlegungen fokussiert und reflektiert zeigt. Trotzdem verwickeln sich die Autorinnen nirgends in rechtliche Spitzfindigkeiten und halten ihre Texte für jedes interessierte Publikum verständlich. Neben der bereits erwähnten Leistung, dem ungewohnten Denkansatz vom „Baum mit Rechten“ fassbare Gestalt und einleuchtenden Wert zu geben, macht es kühlen Mut, sich den darauf zielenden Initiativen und Projekten anzuschliessen – auch ganz ohne Rechtsstudium.
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