Autor | Andrea Stegemann (Hrsg.) |
Verlag | wbg Theiss |
Umfang | 128 Seiten |
ISBN | 978-3-8062-4546-2 |
Preis | Fr. 42.10 (UVP) |
Die Weltmeere faszinieren seit jeher: Sie sind aber erheblich bedroht. Und im Zuge dieser Bedrohung steht auch das Überleben der Menschheit steht auf dem Spiel. Dieses Buch eines sachkundigen Autorenkollektivs um die Herausgeberin Andrea Stegemann zeigt dies schonungslos auf. Es startet derweil noch vergleichsweise "harmlos": Das erste Hauptkapitel widmet sich der Geschichte der Seefahrt und dem aufblühenden Seehandel. Ausgrabungen geben Hinweise, dass bereits vor mindestens 130'000 Jahren Hochseereisen stattgefunden haben müssen. Zuerst ohne technische Navigationshilfen, die dann erst nach und nach entwickelt wurden. Schlüssig lässt sich nachvollziehen, wie damit der Fernhandel immer organisierter wurde.
Zugleich - und entscheidender noch - ist das Meer der grösste Lebensraum der Erde. Das zweite Kapitel schafft uns dazu einen guten Überblick. Einführend wird die Entstehung der Ozeane beschrieben. Mit der Urzelle LUCA, dem "Last Universal Common Ancestor", startet dann schon bald das Leben. Im weiteren werden die vielfältigen Meeresbewohner vorgestellt, wie die Monsterkraken, der Cuvier-Schnabelwal, die Zwergseepferdchen, Seevögel und Tiere der Tiefsee. Gerade die Erforschung der Tiefsee ist für die Forschung eine Herausforderung. Noch weiss man sehr wenig über dieses unzugängliche Ökosystem, das aber speziell auch für unseren Umgang mit dem Klimawandel entscheidend sein dürfte. Dieser breiten Thematik widmet sich das dritte Kapitel. Das Meer ist der grösste CO2-Speicher. Wird das Gleichgewicht gestört und es wird immer weniger Sauerstoff produziert, wird die Luft dünn für alle Lebewesen zu Land und zu Wasser. Dafür sind tatsächlich schon viele Anzeichen da: Forschungen mit Hilfe von Satelliten und Unterwassertechnik belegen dies unmissverständlich. Temperaturanstieg und Versauerung des Wassers lösen eine fatale Kettenreaktion aus; von der Flucht der Meertiere in kühlere Gefilde über den Anstieg des Meeresspiegels bis hin zur Beeinflussung der Meeresströmungen, die das Klima auf der Erde wesentlich mitbestimmen. Dies wird im Buch sachlich, aber eindrücklich und gut verständlich erklärt.
Die Ozeane sind ausserdem eine enorme Rohstoff-Schatzkammer. Darüber berichtet das vierte Hauptkapitel. Meersalz beispielsweise gibt es mehr als genug, und es kann auch ohne wesentliche Umweltschäden gewonnen werden. Anders steht es mit den reichen Bodenschätzen, die auf und im Meeresboden schlummern. Der Abbau dieser Ressourcen aus grossen Tiefen des Meeres wäre sehr kostenintensiv, riskant und enorm umweltschädigend. Vorerst wird davon deshalb (noch) abgesehen. Weitere Themen - die Überfischung mit immer ausgeklügelteren Fischfangmethoden oder die Problematik der Plastikflut - sind derweil schon allzu alltäglich. Gleichzeitig halten die Ozeane auch viele Chancen bereit: Arzneistoffe aus dem Meer, die Energieerzeugung oder die schadlose Gewinnung von pflanzlichen Nahrungsmitteln sind da nur einige, mit denen uns die Autorenriege um Andrea Stegemann den Meeresschutz zum Eigeninteresse macht. Anschauliche grafische Darstellungen und eine reichhaltige Bebilderung runden das vielseitige Werk stimmig ab. Dadurch, aber ebenso durch seinen klar verständlichen, flüssigen Schreibstil eignet es sich nicht zuletzt auch hervorragend für den Einsatz in Oberstufenschulen.
Rezension: Christina Imobersteg
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