Buch «Flechten der Schweiz» Empfehlung

Buch «Flechten der Schweiz»

Vielfalt, Biologie, Naturschutz. Mit 52 Exkursionen

Schauen wir einfach mal genauer hin, schon tut sich eine wundersame Zauberwelt auf. In diesem Fall die faszinierende Welt der heimischen Flechten, in die uns dieser Band so attraktiv wie sachkundig einführt.

 

 Autor Christoph Scheidegger / Christine Keller / Silvia Stofer
 Verlag Haupt
 Umfang 591 Seiten
 ISBN 978-3-258-08309-4
 Preis Fr. 49.-- (UVP) / zurzeit 41.-- (red. Preis beim Verlag)

 

Man mag sie schön finden oder auch nicht: Die meisten werden sich ohnehin keine so dezidierte Meinung dazu gebildet haben. Flechten gehören gleichsam zum Hintergrundrauschen des Naturerlebnisses. Die Momente sind selten, da wir speziell auf sie aufmerksam werden, und so kann es beispielsweise schon überraschen, dass allein in der Schweiz über 2000 Flechtenarten anzutreffen sind. Doch nicht nur in ihrer Vielfalt, sondern auch in jedem einzelnen Selbst dürften sie zu den unterschätzteren Lebewesen zählen. Wie sehr, das führen uns die Flechtenkundlerinnen Christine Keller, Christoph Scheidegger und Silvia Stofer in ihrem prächtigen Übersichtswerk zu den Schweizer Flechten höchst eindrücklich vor.

Die Flechte dient geradezu exemplarisch als Lehrstück der Verwobenheit unserer irdischen Natur. Sie ist eigentlich Zwei: Eine lebenslange, symbiontische Verbindung jeweils eines Pilzes mit einer Alge oder einem Cyanobakterium, was ihr in bemerkenswerter Selbstgenügsamkeit erlaubt, auch extreme Standorte dauerhaft zu besiedeln. Bereits in ihrer kompakten Einführung in diese faszinierende Lebensweise, in Anatomie, Systematik, Vermehrungsstrategien und Ökologie der Flechten öffnen uns die Autorinnen die Augen für diese unauffälligen Lebewesen. Während es sich in diesem ersten Abschnitt des Bandes noch bewährt, der biologischen Fachterminologie im Ansatz mächtig zu sein, kommen wir in seinem Schwerpunkt – den über 360 ausgesuchten Artenporträts einheimischer Flechten – auch gut ohne dies aus. Mittels Verbreitungskarten, eingängiger Beschreibungen ihrer Merkmale und viel Wissenswertem zu Eigenheiten, Gefährdung und Schutz der einzelnen Arten führen sie uns zielstrebig zur Wertschätzung der Vielgestalt der Flechten auf Baumrinden, Gesteinsflächen, Erdboden und Totholz heran. Sie dann tatsächlich im Gelände zu entdecken, ermöglichen sie mittels 52 Exkursionsvorschlägen, die uns mal ein paar Schritte vor die Haustür, dann aber auch mal hoch ins Gebirge oder hinein in die naturnahen Wälder führen.

Zur ersten Erkenntnis der Attraktivität und Faszination der Flechten reicht allerdings schon die überaus reichhaltige Bebilderung des schönen Bandes aus. Die Rasterelektronenmikroskop- und Makroaufnahmen sind da gewiss besonders eindrucksvoll, aber ganz insgesamt weckt die schiere Vielfalt an absonderlichen Formen und verblüffenden Farben die weiterführende Neugier. Diesen ästhetischen Werten fügen die Autorinnen durchwegs jene an, von denen sie uns hauptsächlich überzeugen wollen: Die ökologische Geltung der Flechten als Erstbesiedler und Lebensraum, für Nahrungsnetze, Stickstoffhaushalt und Bodenbildung machen sie uns unmissverständlich klar. Von Naturführern zu behaupten, dass sie uns unsere irdische Mitwelt noch einmal ganz neu eröffnen, ist längst ein Allgemeinplatz. Selten birgt dieser so viel Wahrheit wie hier.

 

Rezension: Sacha Rufer


 

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