Autor | Volker Arzt |
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Verlag | Goldmann Verlag |
Umfang | 286 Seiten |
ISBN | 978-3-442-15672-6 |
Preis | Fr. 16.90 (UVP) |
Dass zwei nebeneinander wachsende Tannen sich in keine tiefgründigeren philosophischen Diskussionen verstricken, können wir zwar nicht endgültig beweisen, dürfen wir aber dennoch annehmen. Diese Klugheit ist es also nicht, die der Autor meint. Was er dem Leser unter Verwendung dieses Adjektivs eindrucksvoll vorführen kann, sind sinnreiche, anpassungs- und entscheidungsfähige, teilweise sehr schnell reagierende Fortpflanzungs-, Ernährungs- oder Verteidigungsstrategien von Pflanzen. Sei es die Vorsicht der Limabohne, die ihre Nachbarn belauscht, die Hinterhältigkeit der Kannenpflanze, die Insekten zu Hunderten anlockt und vertilgt, oder die perfektionierte Selbstverteidigungskunst der Akazie mittels satanischer Ameisen: Die vom Autor in rasanter Folge präsentierten Pflanzenfähigkeiten verblüffen den Leser auf jeder zweiten oder dritten Seite von neuem. Zwischen diese Momente baut er Erklärungen zur Botanik und der Lebensweise der Pflanzen in ihrer Umwelt und macht uns immer wieder klar, wie viel wir von diesen nur vermeintlich freundlichen blühenden Gesellen, mit denen wir so gerne unsere Wohnungen teilen, noch nicht wissen. Zusätzlich und zur Spannungserzeugung – denn zu dramatischen Verfolgungsjagden liessen sich die Hauptdarsteller trotz all ihrer Gewitztheit nicht überreden – schildert er die Verzweiflung und Verzückung eines Tierfilmer-Teams, das Pflanzen filmen soll. Dass dabei ständig wieder Tiere in den Fokus gerieten, ist wohl dennoch nicht die Schuld dieses Teams, sondern eine Folge des symbiotischen Zweikampfs, den sich Flora und Fauna überall und zu jeder Zeit liefern. Der gebundenen Ausgabe des Buches, das uns hier als Taschenbuch vorliegt, ist zudem eine DVD mit dem Ergebnis dieser Bemühungen beigelegt, die sich, so mussten wir uns zu unserer Zerknirschung sagen lassen, als äusserst willkommene Ergänzung erwiesen hat.
Wir haben gewiss schon detailreichere und fachlich ausführlichere Schilderungen zu den mannigfaltigen biologischen Trickkisten gelesen. Doch das ist in diesem Fall nur ein beiläufiges Wertungskriterium. Denn dieses Buch schafft es mit Leichtigkeit in die auserlesene Kategorie jener populärwissenschaftlichen Schriften, die den Leser mit Genuss ködern und mit erwachender Neugier und ungeahnter Begeisterung belohnen, ohne dass dabei der Informationsgehalt in seiner Qualität leiden muss. Selbst den Kunstgriff, sich selbst und sein Filmteam als regsamere Akteure einzubauen, um unser Interesse wach und die Handlung in Bewegung zu halten, fanden wir nur zu Anfang aufdringlich. In der Folge erfüllte er seine Aufgabe bravourös.
Rezension: Sacha Rufer
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