Buch «Food Crash»

Buch «Food Crash»

Wir werden uns ökologisch ernähren oder gar nicht mehr

"Wir werden uns ökologisch ernähren oder gar nicht mehr", behauptet Felix zu Löwenstein. Das ist eine gewagte These in einer Zeit, in der die grossen Nahrungsmittelkonzerne nicht müde werden, uns einzubläuen, dass die Herausforderungen der Ernährung einer ungehemmt wachsenden Weltbevölkerung nur durch eine fortschreitende Intensivierung der industrialisierten Landwirtschaft gemeistert werden können. Und wer sollte es wissen, wenn nicht die? Etwa dieser Herr Dr. zu Löwenstein, Fachmann für Ökolandbau, Landwirt und früherer Entwicklungshelfer?

 

Autor  Felix zu Löwenstein
Verlag  Pattloch Verlag
Umfang  319 Seiten
ISBN  978-3-629-02300-1
Preis  Fr. 32.90 (UVP)

 

Kurz umrissen hat dieser uns folgendes mitzuteilen: Es mag ja sein, dass die industrialisierte Landwirtschaft bemerkenswerte Erfolge bezüglich der Ertragssteigerung anführen kann. Doch insgesamt führt ihr Universalrezept, das den Einsatz von noch mehr Düngemitteln, Pestiziden und Gentechnik vorsieht, in eine Sackgasse. Sein Buch hat er geschrieben, um uns das überzeugend zu beweisen. Er greift dabei auf eine stattliche Anzahl Berechnungen und Statistiken zurück, vermag es jedoch, uns mit seinem ironischen Humor bei der Stange zu halten. So führt er uns leicht und flüssig in die Knackpunkte der industrialisierten Agrarwirtschaft ein: Erosion, Auslaugung der Böden, Vernichtung von Ökosystemen, Wasserverschmutzung, um nur einige zu nennen. Aus seinen Erfahrungen in der Entwicklungshilfe berichtet er daneben einprägsam davon, was diese Begriffe für die Leben jener bedeuten, die davon betroffen sind. Dem hält er sein Konzept einer Ökologischen Intensivierung entgegen, das, vorerst theoretisch, überzeugen kann. Ein weiterer Schwerpunkt seines Buches ist die Verteilungsgerechtigkeit. Auch hier zeichnet er sich durch Sorgfalt aus. Er arbeitet heraus, welche politischen und sozialen Voraussetzungen geschaffen und welche Fehlentwicklungen zuvorderst bekämpft werden müssen, bevor wir uns diesbezüglich ein ruhiges Gewissen leisten können. Es ist dem Autor hoch anzurechnen, mit welcher Energie er sich der vorherrschenden Argumentationsrichtung entgegenstemmt und welch kühlen Kopf er dabei bewahrt. Seine Schlussfolgerungen, beispielsweise bezüglich der Lebensmittelpreise, werden nicht nur den Ernährungsmultis nicht gefallen. Es hilft nichts: Sie müssen gehört werden.

Wie an dieser Stelle bereits einmal angemerkt, erschienen diesen Herbst viele herausragende und wichtige Bücher zu Agrar- und Ernährungsthemen. Welches davon sollte man nun lesen? Alle natürlich. Sollten Sie "Tiere essen" von J.S. Foer oder „Die Essensvernichter" von Kreutzberger und Thurn vorher lesen wollen, dürfen Sie in diesem Buch das eine oder andere Kapitel auslassen. Aber sollten Sie gerade keine Ferien nehmen können: Soweit wir das überblicken, haben wir hier den vollständigsten Bericht vor uns. Dass er sich zusätzlich durch einige Unterhaltsamkeit auszeichnet und einen plausiblen Gegenentwurf anbieten kann, tut der Empfehlung auch keinen Abbruch.

Rezension: Sacha Rufer

 

Kommentar schreiben

Die Kommentare werden vor dem Aufschalten von unseren Administratoren geprüft. Es kann deshalb zu Verzögerungen kommen. Die Aufschaltung kann nach nachstehenden Kriterien auch verweigert werden:

Ehrverletzung/Beleidigung: Um einen angenehmen, sachlichen und fairen Umgang miteinander zu gewährleisten, publizieren wir keine Beiträge, die sich im Ton vergreifen. Dazu gehören die Verwendung von polemischen und beleidigenden Ausdrücken ebenso wie persönliche Angriffe auf andere Diskussionsteilnehmer.

Rassismus/Sexismus: Es ist nicht erlaubt, Inhalte zu verbreiten, die unter die Schweizerische Rassismusstrafnorm fallen und Personen aufgrund ihrer Rasse, Ethnie, Kultur oder Geschlecht herabsetzen oder zu Hass aufrufen. Diskriminierende Äusserungen werden nicht publiziert.
Verleumdung: Wir dulden keine Verleumdungen gegen einzelne Personen oder Unternehmen.

Vulgarität: Wir publizieren keine Kommentare, die Fluchwörter enthalten oder vulgär sind.

Werbung: Eigenwerbung, Reklame für kommerzielle Produkte oder politische Propaganda haben keinen Platz in Onlinekommentaren.

Logo von umweltnetz-schweiz

umweltnetz-schweiz.ch

Forum für umweltbewusste Menschen

Informationen aus den Bereichen Umwelt, Natur, Ökologie, Energie, Gesundheit und Nachhaltigkeit.

Das wirkungsvolle Umweltportal.

Redaktion

Stiftung Umweltinformation Schweiz
Eichwaldstrasse 35
6005 Luzern
Telefon 041 240 57 57
E-Mail redaktion@umweltnetz-schweiz.ch

Social Media

×

Newsletter Anmeldung

Bleiben Sie auf dem neusten Stand und melden Sie sich bei unserem Newsletter an.