Autor | Vandana Shiva |
---|---|
Verlag | Rotpunktverlag |
Umfang | 179 Seiten |
ISBN | 978-3-85869-467-6 |
Preis | Fr. 29.— |
Im Gegensatz zu den anderen hier besprochenen Publikationen zur Ernährung und Agrarwirtschaft hat das Buch schon einige Jährchen auf dem Buckel. Es hat jedoch leider auch in seiner zweiten deutschsprachigen Auflage nichts von seiner Aktualität verloren. Genauso wenig, wie die Tatsache, dass die Autorin hauptsächlich aus indischen Verhältnissen heraus berichtet, ihm etwas von seiner Brisanz nimmt. Vandana Shiva findet klare Worte, wenn sie die Praktiken der Gewinnmaximierung seitens der industrialisierten Agrarwirtschaft geisselt. Um die Genmanipulationen am Saatgut, die durch die Verunmöglichung der Wiederaussaat die Bauern in Konzernabhängigkeit zwingt, und um die Bemühungen dieser Konzerne, die traditionelle, nachhaltige Landwirtschaft zu kriminalisieren, geht es dabei erst im zweiten Teil des Buches. In seiner ersten Hälfte beleuchtet es die Entwicklungen bezüglich Globalisierung, Konzerninteressen und Ernährungs- und Entwicklungspolitik in allgemeineren Zusammenhängen. Sie prüft dabei deren Argumentationen von Ernährungssicherheit am Gegenstück, der kleinteiligen, dezentralisierten Landwirtschaft, die sich über Generationen der Menschheitsgeschichte, nicht zuletzt mittels Biodiversität, immer wieder Veränderungen anzupassen wusste. Das Fazit ist eindeutig: Von „Sicherheit" kann bei einer monokulturellen, abhängigen Nahrungsmittelproduktion nicht die Rede sein, von „Gerechtigkeit" ganz zu schweigen. Man darf der Autorin unterstellen, dass sie in der Praxis ihrer Zitat- und Quellenwahl etwas einseitig agiert, doch an der Glaubwürdigkeit dieser Kernaussage rüttelt dies nicht.
Im Vergleich zu den erwähnten neueren Veröffentlichungen muss man die unglaubliche Dichte der Informationsvermittlung in diesem Buch herausstellen: Im positiven wie im negativen Sinn. Wer sich rasch zur Problematik der industrialisierten Nahrungsmittelerzeugung informieren will, sollte zu diesem Bändchen greifen. Wer diesbezüglich auf einer flüssigen Lesbarkeit und ästhetischem Genuss besteht, eher nicht. Angesichts der zweiten Hälfte des Buches neigen wir aber dazu, die Dichte als Stärke auszulegen. Was uns die engagierte Autorin hier an Fakten und Hintergründen zur Genmanipulation in ihren politischen, ökologischen und wirtschaftlichen Aspekten vorlegt, ist uns in diesem Umfang noch nicht begegnet. Ihr Plädoyer für Biodiversität wird dabei von Argumenten unterfüttert, die sich von den geschliffenen, mit unseren berechtigten Sorgen spielenden Mahnungen der Ernährungsindustrie nicht so leicht wieder umstossen lassen.
Rezension: Sacha Rufer
Kommentare (0) anzeigenausblenden