Autor | Colin Beavan |
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Verlag | Aufbau Taschenbuch |
Umfang | 255 Seiten |
ISBN | 978-3-7466-7100-0 |
Preis | Fr. 14.90 (UVP) |
Als Colin Beavan mit seinem Selbstexperiment beginnt, hat er wenig mehr als seine plötzliche Erschütterung über die Erkenntnis, dass er ein Heuchler ist: Er ruft gern zu einem umweltbewussten Leben auf, hält seine eigenen Bemühungen aber ebenso gern in einem bequemen Rahmen. Auch seine Kenntnisse über Umweltfragen sind bescheiden. Nichtsdestotrotz strampelt er los. Er will erfahren, wie viel er erreichen kann und wo er scheitern wird. Sein Unternehmen teilt er in vier Schritte. Erst einmal will er seinen Abfall reduzieren, dann seinen CO2-Ausstoss verringern, dann seine Ernährung umstellen und schliesslich seinen gesamten Konsum auf Umweltverträglichkeit polen. Er will das nicht halbpatzig tun, sondern konsequent. Für den ersten Schritt bedeutet das: Leere Abfallsäcke und kein Klopapier. Und schon lernt er, und wir mit ihm: Es ist nicht nur schwer, unverpackte Konsumgüter zu finden, sondern auch, die Blicke des Verkaufspersonals zu ertragen, wenn sie den Preis des Reises im mitgebrachten Einmachglas berechnen sollen. Im zweiten Schritt geht es dann hauptsächlich um Mobilität. Da diese auch mit öffentlichen Verkehrmitteln nicht vollkommen klimaneutral zu gestalten ist, heisst es, zu Fuss zu gehen und Aufzüge zu meiden. Dank der Selbstironie und der schriftstellerischen Begabung des Autors gestaltet sich die Aufgabe des Lesers, ihm zu folgen und seine eingeflochtenen Reflexionen zum Zustand der Konsumgesellschaft zu verdauen, äusserst kurzweilig. Das ändert sich auch nicht mehr. Im dritten Schritt werden die vorhergehenden Richtlinien noch einmal verschärft. Lebensmittel sollen jetzt in vernünftigem Umkreis und selbstverständlich ökologisch nachhaltig produziert sein, bezüglich ihrer Verarbeitung muss das Kochen erlernt werden. Und im letzten Schritt heisst es dann gar: Licht aus. All das nicht irgendwo in ländlicher Idylle, sondern in New York.
Das geistreiche und einnehmend unterhaltsame Buch des No Impact Man hat, trotz der rigorosen Konsequenz seines Hauptdarstellers, erstaunlich wenig fanatische Züge. Dieser präsentiert sich uns als nachdenklicher, aber humoriger Mann. Er ist ehrlich, was seine Pleiten betrifft, und so bleibt uns nichts übrig, als ihm zu glauben, wenn er uns von dem Zuwachs an Lebensqualität berichtet, die ihm sein bisweilen doch asketisches Experiment einbrachte. Das wird auch nachvollziehbar, denn immerhin ist es kein Asketismus der Selbstkasteiung, den wir hier vorgeführt bekommen, sondern einer mit dem Zweck, sich über die eigenen Wünsche und Bedürfnisse klar zu werden. Ganz nebenbei schafft er es, dem Leser auch noch eine leicht verständliche und reflektierte Einführung in die ökologischen Probleme der Gegenwart zu bieten. Ob das Buch viele Nachahmungstäter motivieren wird, sei dahingestellt. Colin Beavan hat die Latte hierfür vorerst etwas hoch gelegt. Doch es versorgt uns mit einer Antwort auf die Frage, ob ein Leben in ökologischer Verantwortung tatsächlich so dröge und schmerzhaft ist, wie es uns unsere Ängste zuraunen. Die Antwort ist ein klares Nein. Mit Ideen, wo wir mit unserer Verantwortung ansetzen können, versorgt es uns dann auch in erspriesslicher Fülle.
Rezension: Sacha Rufer
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