Buch «Die Monkey Wrench Gang«

Buch «Die Monkey Wrench Gang«

Es hat ein Weilchen gedauert, bis dieser Roman auf Deutsch erschien. 35 Jahre. Zu unterstellen, dass dem so ist, weil es ein radikales Werk ist, davon nehmen wir erst mal Abstand.

Doch es lässt sich nicht bestreiten, dass es ein einflussreiches Buch war und ist. Es steht in so manchem Buchregal von militanten Umweltschützern weltweit, und es prägte einen Begriff. „Monkeywrenching" umschreibt genau das, was die Helden des Buches treiben: Die Sabotage an allem, was als umwelt- und landschaftszerstörerisch eingestuft wird.

Autor  Edward Abbey
Verlag  Rowohlt Taschenbuch
Umfang  556 Seiten
ISBN  978-3-499-25820-6
Preis  Fr. 19.50 (UVP)

 

Die Mauer des Anstosses ist ein Staudamm, diesen einzureissen ist der Traum, der vier recht unterschiedliche Charaktere zusammenschweisst. Es sind dies Doc Sarvis, Chirurg und Nemesis der Plakatwände; seine junge Geliebte Bonnie Abbzug, nicht ganz Feministin; Hayduke, Zorn und Sprengstoff; und Seldom Seen Smith, Schwerenöter. Was sie schützen wollen, ist die Wüste, den Grand Canyon, überhaupt ihre Vorstellung von unberührter Natur. So betätigen sie sich als Saboteure, schütten Zucker in Tanks von Planierraupen, fällen Strommasten, verwüsten Baustellen und geben sich überhaupt alle Mühe, den Holzschuh ins Getriebe des zivilisatorischen Vorstosses zu schmeissen. Dabei philosophieren sie über mal abstruses, mal pfiffig gescheites Zeugs, wobei nie ganz klar wird, wo dazwischen die Grenze zu ziehen ist. All das im derben, zugleich seltsam lethargischen Tonfall eines Autors, der den Faden auch dann nicht verliert, wenn er seinen Blick plötzlich an seiner Erzählung vorbei ins Leere richtet, und perfekt ergänzt durch die Zeichnungen des Comic-Altmeisters Robert Crumb.

Man kann dem Roman vorwerfen, ein verworrener Aufruf zum Öko-Terrorismus zu sein. Man kann daran Anstoss nehmen, wie planlos und zerstörerisch sich der umweltschützerische Antrieb offenbart. Tatsächlich scheint das Motiv der vier Hauptfiguren kaum ein ökologisches, auch kein anarchisches. Es ist schlichte Wut über den Verlust eines geliebten Wesens. Dieses geliebte Wesen ist aber nicht zufällig die Natur mit ihrer Stille und ihrem Potential zur Reinigung der geschundenen Seele, in die hinein nun der sogenannte Fortschritt trampelt, eine Unmenge an Maschinen, Lärm und Hochmut im Schlepptau. Diese Wut erkennen wir wieder, als die Keimzelle der eigenen Beunruhigung über den Zustand der Welt. Wir erkennen auch die vier ungestümen und reichlich überdrehten Helden, deren Kampf so unterhaltsam wie tragisch aussichtslos ist. Das kann, wer weiss, im modernen, aufgeklärten Umweltbewegten ein Fenster zur Selbstironie öffnen. Oder eine abgeschliffene Empörung aufrauhen, eine lasche Triebfeder spannen, eine stumpfen Stachel anspitzen. Er ist in jedem Fall ein reines, wildes, etwas ungehöriges Vergnügen, dieser Roman.

Rezension: Sacha Rufer

 

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