Autor | Shaun Ellis |
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Verlag | Goldmann Verlag |
Umfang | 384 Seiten |
ISBN | 978-3-442-21997-1 |
Preis | Fr. 14.90 (UVP) |
An seinen besten Stellen erfüllt das Buch tatsächlich das Verlagsversprechen, „packend wie ein Abenteuerroman" zu sein. Dass dem nur an diesen Stellen so ist, liegt an dem breiten Raum, den der Autor seiner Biografie einräumt. Diese fesselte unsere Aufmerksamkeit nicht durchgehend, doch da er in Grossbritannien eine bekanntere Gestalt als hierzulande ist, war es uns immerhin verständlich. Ein angenehmer Lesefluss kommt jedenfalls dennoch zu Stande, unterbrochen von eben jenen Stellen, da er sein Wissen und seine Erfahrungen voll ausspielt. Dort geht es dann immer um Tiere; um Füchse zuerst, dann um Wölfe und Hunde. Mit seinem Bedürfnis und kühnen Versuch, sich als rangniederes Tier in Wolfrudel einzuschleichen, eröffnet Shaun Ellis uns höchst ungewöhnliche Perspektiven auf dieses faszinierende Tier. Ein Teil der Faszination liegt dabei natürlich an den romantischen Vorstellungen vom „Wolfskind", das unsere Kultur durchzieht, und der vermeintlichen Einfachheit eines wilderen Lebens. Der Autor tut wenig, um solche Romantik zu fördern. Seine Liebe zu den Wölfen bezahlt er mit einigem Leiden, auch ganz unmittelbar körperlicher Natur. Es ist weder komisch noch schwärmerisch, was er uns von der Rolle des rangniederen Tiers zur Paarungszeit erzählt, und ebenso lernen wir, dass der Mensch für keine Wolfsernährung gemacht ist. Doch es sind nicht nur diese Strapazen, die er uns einprägsam vermitteln kann. Ebenso lernen wir, seine Leidenschaft, die hinter ihnen ungebrochen steht, nachzuempfinden, und die Kenntnisse, die er uns nahebringt, wertzuschätzen. Der Wolf, wie er ihn uns zeigt, ist kein verfremdeter, verwilderter Mensch oder kulturelles Symbol, sondern ein eigenständiges Lebewesen, das unsere Achtung verdient. Der spaltbreite Einblick, den uns das Buch in ihr so nahes, so fremdes Universum öffnet, ist jede mit ihm verbrachte Minute wert.
Leicht, aber nicht unwesentlich verzerrt wird dieser gute Eindruck von der immer wieder aufflackernden Misanthropie des Autors. Er pflegt jene Tierliebe, die sich aus der Verachtung der menschlichen Gesellschaft nährt. Da er uns als grundehrlicher und unaufdringlicher Zeitgenosse entgegenkommt, mögen wir ihm das nicht zum Vorwurf machen, doch es scheint uns seinem zentralen Anliegen der Förderung und des Schutzes der Wölfe wenig dienlich. Genauso stolperten wir immer wieder über seine kaum verhohlene Geringschätzung der Bemühungen der Wissenschaft, aus reflektierter Beobachtung zu lernen. Er hat scheinbar nicht wirklich verstanden, weshalb jene Wissenschaftler den direkten Eingriff vermeiden wollen, und nimmt jeden Zweifel an der Allgemeingültigkeit seiner Einsichten persönlich. Womit er dann den Leser verleitet, es ihm gleichzutun und in einem imaginären Kampf an seine Seite zu treten. Davon ist abzuraten, vom Buch selbst keinesfalls.
Rezension: Sacha Rufer
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