Autor | Peter Cox |
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Verlag | WBG Wissenschaftliche Buchgesellschaft |
Umfang | 207 Seiten |
ISBN | 978-3-534-24067-8 |
Preis | Fr. 53.90 (UVP) |
Ja, wo wollen wir alle hin? Wenn es um unsere gesellschaftliche und globale Zukunft geht, ist Nachhaltigkeit ein Schlagwort, das sich wohl so manchem aufdrängt. Doch was bedeutet dies im Bezug auf den Individualverkehr? Wir müssen uns gar nicht allzu lange den Kopf darüber zerbrechen, um zu erahnen, dass eine nachhaltige Verkehrsgestaltung ohne wesentliche Abstriche nur schwer möglich sein wird. Zum selben Schluss, wenn auch mittels deutlich akademischerer Methoden, kommt der britische Soziologe Peter Cox. Der individualisierte Automobilverkehr, so sagt und belegt er im Auftakt seines Buches, ist weder sozial, ökologisch, noch auch nur wirtschaftlich nachhaltig – und er wird es auch dann kaum werden, wenn alle technologischen Versprechen, die uns Industrie und Politik zur Zeit machen, eingelöst werden. Sein erster, schon essentiell wichtiger Schluss ist also, dass wir uns bezüglich einer sozialverträglichen, ökologisch fortschrittlichen und finanziell machbaren Lösung für die Verkehrsprobleme der wachsenden Weltbevölkerung nicht an unserer „automobilen" Gesellschaft orientieren dürfen. Da sein Blickwinkel ein globaler ist, kann er uns stattdessen anhand der kolumbianischen Stadt Bogotá ein Beispiel geben, das auch der hochtechnisierten Nordhalbkugel der Welt ein Vorbild sein kann. Dieses diversifiziert er dann weiter mit Blick auf Afrika und auf verschiedene kreative Ansätze in europäischen Städten. Dass er dabei einen besonderen Schwerpunkt auf den öffentlichen Verkehr legt, wird zumindest uns Europäer nicht überraschen. Sein anderes Augenmerk, nämlich das auf eine vordringlich anzustrebende Entmotorisierung des urbanen Personentransports, dann schon eher. Peter Cox rührt seine Alternativvorschläge mit der grossen Kelle an, verliert darüber aber die heiklen Details nicht aus den Augen. So kann er unter anderem zu der Diskussion um den ÖV, die ja in der Schweiz schon seit einiger Zeit geführt wird, noch viel Nützliches beitragen.
Zu diesem Nützlichen, und auch zum unverkennbar Revolutionären, muss man sich in seinem Buch jedoch erst mal durchgraben. Deutlich wird es erst, wenn man sich die Mühe macht, seine Fakten- und Wortstapelungen im eigenen, vollgeladenen Köpfchen abzutragen und zu ordnen. Einen Preis für Verständlichkeit erhält er von unserer Seite also nicht, auch wenn wir ihm natürlich zugestehen, dass komplexe Sachverhalte sich nicht immer auf den einfachsten Satzbau hinunterbrechen lassen. Daneben haben sich uns wesentliche Fragen gestellt, auf die er keine voll ausgereiften Lösungen anzubieten hat. Die Drohung einer Entschleunigung der persönlichen Mobilität dürfte beispielsweise auf einige psychologische Barrieren stossen, die sich, wie wir feststellen, schon bei kleineren Zielsetzungen als recht unnachgiebig erweisen. Seine Delegation dieser Probleme an Gesetzgebung und Staat scheint uns etwas abrupt. Diese Anmerkungen sollen aber niemanden, der sich in irgendeiner Form mit der Verkehrsentwicklung beschäftigt, davon abhalten, dem Buch seine Aufmerksamkeit zu schenken. Es gibt kaum vergleichbare Publikationen und Sachverständige, die es wagen, weitreichende und mutige Veränderungsvorschläge verbindlich auszuformulieren, und die dann auch noch das Zeug haben, diese empirisch fundiert darzulegen. Peter Cox darf sich ganz anstandslos zu dieser Riege zählen.
Rezension: Sacha Rufer
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