Autor | Umberto Eco |
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Verlag | Hanser Verlag |
Umfang | 110 Seiten |
ISBN | 978-3-446-24007-0 |
Preis | Fr. 21.90 (UVP) |
Wir kennen Umberto Eco als Autor mit einer Liebe zu Verschwörungen und historischen Details, und im Zuge dessen als lustvollen und geschickten Verwirrspieler. Für seine Kindererzählungen hat er sich diesbezüglich enge Zügel angelegt und fasst sich kurz. Die Geschichten, die er erzählt, sind klar, geradlinig und in ihrer Botschaft eindeutig - so schadet es auch nicht, dass sie schon ein paar Jährchen auf dem Buckel haben. In der ersten Geschichte begegnen wir einem General, der im Besitz vieler Atombomben ist. Die möchte er dann auch gerne einmal nutzen, einfach weil es schwer ist, „nicht böse zu werden, wenn man so viele Bomben besitzt". Glücklicherweise entwickeln die Atome in den Bomben schon früh in der Geschichte ein Gewissen und fliehen in den Keller. Der gescheiterte Weltenbrenner erhält eine Stelle als – uniformierter – Portier und wird von seinen Gästen ausgelacht. In der zweiten Geschichte fliegen drei Astronauten verschiedener Nationen zum Mars. Dort belauern sie sich so lange, bis ein Marsmensch auftaucht, gegen den sie sich dann verbünden können. Schliesslich bemerken sie, dass der Marsmensch, wenn auch monstermässig hässlich, doch recht nett und mitfühlend ist... Es ist indessen erst die dritte Geschichte, wegen der wir überhaupt auf das Buch aufmerksam wurden. Hier geht es schon wieder ins All, diesmal zum paradiesischen Planeten Gnu, wohin ein Forscher fliegt, um die Zivilisation zu verbreiten. Die Bewohner von Gnu zeigen sich jedoch weniger erpicht auf diese Zivilisation, als er erwartet hätte, und alle durch das Fernrohr gewährten Aussichten auf unseren mit Müll und Umweltverschmutzung erkauften Fortschritt mögen sie nicht zum Gesinnungswandel verleiten.
Da bewegt sich die Einfachheit schon hart an die Grenze zu „simpel", gewiss. Doch wir stehen wahrscheinlich nicht allein mit der Erfahrung, dass die gewitzten, vieldeutigen Kindergeschichten, die uns Erwachsenen üblicherweise gefallen, nicht unbedingt auf Gegenliebe bei ihrem anvisierten Publikum stossen. Und so ist es eher zu begrüssen, dass der Autor für einmal nicht mit Werten und Weltanschauungen jongliert, sondern sie lehrt – auch wenn sich der mahnende Zeigefinger hinter der Wärme und dem Humor nicht unsichtbar machen kann. So bleibt das einzige, was wir an dem Buch nicht verstehen und deshalb auch nicht wertschätzen können, die Bebilderung. Der Künstler Eugenio Carmi wagt sich dafür entweder nicht weit genug aus seinem raffinierten künstlerischen Anspruch heraus... oder wir sind einfach zu blöd. Jedenfalls ist seine Vermengung von abstrakter Aquarellmalerei und Collagen vielleicht originell und verspielt, aber - auch wenn das angesichts der Themen Absicht sein mag - bemerkenswert unschön, und manchmal schlicht unergründlich. Vielleicht, wer weiss, malt die kindliche Imagination daraus die hübschesten Panoramen oder vermag Bedeutungen zu entziffern, die uns verschlossen bleiben. Wir mögen uns aber nicht erinnern, dass wir darin als Kinder in diesem geforderten Mass geglänzt hätten. Über die Geschichten selbst jedoch, da sind wir uns sicher, hätten wir voll zweckdienlichem Einverständnis gelacht.
Rezension: Sacha Rufer
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