Autor | Ewald Weber |
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Verlag | C.H. Beck |
Umfang | 170 Seiten |
ISBN | 978-3-406-63831-2 |
Preis | Fr. 20.50 |
Der Titel seines Buches lässt vermuten, dass er unser Interesse über Superlative oder Extravaganzen fangen möchte: Ein beliebter, wenn auch ein wenig abgedroschener Trick, um etwas vermeintlich Langweiliges wie Gras oder herumstehende Bäume in ein Faszinosum zu verwandeln. Und tatsächlich scheint der Autor genau dieses Vorgehen geplant zu haben: Nur, dass er es dann gar nicht benötigt. Dank seines geschickten Händchens für Vergleiche, seines feinen Humors und seiner Fähigkeit, uns Fragen zu stellen, die tatsächlich unsere Neugier wecken, gerät ihm schon die grundlegendste Einführung in die Wunderwelt der Botanik zur spannenden Lektüre. Je tiefer er danach eindringt in die geheime, stille Welt der Blüten, Wurzeln, Halme und Blätter, desto einsichtiger wird uns, wie jemand eine Laufbahn als Botaniker wählen kann. Wenn wir das Büchlein schliesslich zuklappen, haben wir wahrscheinlich irgendwo den leisen Wunsch verspürt, wir hätten dies selbst getan.
Es geht Ewald Weber aber natürlich nicht um unseren Neid, sondern um unsere Achtsamkeit gegenüber den so alltäglichen, dabei jedoch so immens wichtigen Pflanzen. Er schärft das Bewusstsein dafür fast unmerklich, aber doch so, dass sich beim nächsten Spaziergang im Wald unsere Wahrnehmung und Aufmerksamkeit leicht verschoben hat: Weg vom Reh, hin zur Knospe. Einfach, weil wir jetzt ganz neue Einsichten haben in die unglaubliche Vielgestaltigkeit von Überlebens- und Vermehrungstricks, Waffen, Kommunikationsmittel und Habitatsanpassungen, die Moose und Orchideen, Gräser und Kakteen sich angeeignet haben. Wir erfahren, weshalb der Rasen den Rasenmäher überlebt. Wie Akazien die Antilopen in Gemeinschaftsanstrengung zu vergiften trachten. Oder weshalb wir hier in der Schweiz auf das Ladiner Felsenblümchen stolz sein können. Dabei liegen dem Buch auch Artenschutz und Biodiversität am Herzen. Seinen wichtigsten Beitrag hierzu leistet es wohl in seinem Informationsgehalt und der unvermeidlichen Verblüffung, die den Leser einmal pro Seite überkommt. Anhand zweier kleiner Beispiele gibt Ewald Weber darüber hinaus dann noch einen umfassenderen Einblick in die weitläufigen Belange des Pflanzenschutzes und beantwortet auch hier die wichtigsten Fragen – Warum? und Wie? – exemplarisch.
Wenn es nicht so furchtbar altmodisch wäre, würden wir dieses Buch als „Schatzkästchen" anpreisen. Weil wir es für wertvoll halten, und weil es was hermacht, und weil mancherlei Kleinode darin geborgen liegen. Da wir aber nicht antiquiert wirken wollen, und da auch das Buch selbst vollauf zeitgemäss ist... ach, was soll's. Dieses Buch ist ein Schatzkästchen.
Rezension: Sacha Rufer
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