Autor | James Smith |
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Verlag | Wagenbach Verlag |
Umfang | 141 Seiten |
ISBN | 978-3-8031-3644-2 |
Preis | Fr. 22.90 (UVP) |
Dass aus Biomasse gewonnene Treibstoffe sich in eine gefährliche Konkurrenz zum Nahrungsmittelanbau begeben, ist nach der ersten Hochstimmung schnell klar geworden. Auf die Nachfrage und die politische Förderung hat sich diese Erkenntnis indessen kaum ausgewirkt. In diesem Umfeld wird gerne auf den technologischen Fortschritt verwiesen: Jetzt noch anfallende Mängel könnten in einer Biotreibstoffproduktion der zweiten, dritten oder gar vierten Generation behoben werden. Und tatsächlich klingen viele der angedachten Lösungen, so sie denn umgesetzt werden, verheissungsvoll. Deshalb beschränkt sich James Smith in seinem Buch nicht auf die bereits zu Tage tretenden Probleme beim Anbau, der Aufbereitung und dem Handel mit Biotreibstoffen, sondern schliesst auch gleich diese Versprechungen in seine Betrachtungen ein. Zu einem nennenswert positiveren Gesamtbild verhilft ihm dies nicht. Bemerkenswert ist zuerst einmal, wie er uns aufzeigen kann, dass selbst der Anspruch der Klimaneutralität schon auf der Stufe des Anbaus scheitert. Doch damit ist seine Kritik noch nicht einmal an ihrem Kernpunkt angelangt.
Hauptsächlich veranschaulicht uns sein Buch, wie die Gewinnung und der Vertrieb von Biotreibstoffen die Abhängigkeiten und Ungleichheiten zwischen Industrie- und Entwicklungsnationen fortschreiben und verstärken. Auf ökologischer Ebene macht sich dadurch der Trend zur industrialisierten Landwirtschaft, zu Monokulturen und Lebensraumverwüstung zu neuen Gipfeln auf, auf wirtschaftlicher und politischer Ebene werden sich einmal mehr einzig die Grosskonzerne als Gewinner präsentieren. Um solche Voraussagen treffen zu können, muss sich der Autor keineswegs als Prophet aufspielen: Seine schlüssigen Darlegungen der wirtschaftlichen Zusammenhänge und politischen Notwendigkeiten, zusammen mit seinen erhellenden Einsichten in die bereits losgetretenen lokalen Dynamiken in Kenia oder Brasilien, genügen hierfür vollauf. Er verhilft uns im Zuge dessen auch gleich zu einer Lektion darüber, weshalb ökologische Nachhaltigkeit ohne eine globale soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit nicht zu haben ist.
Die Themen, die James Smith uns in seiner Gesamtbetrachtung der Bioenergieversorgung auseinandersetzt, sind komplex, und dementsprechend sind die Einflussfaktoren vielfältig und noch nicht allerorten zur Zufriedenheit erkundet. Dass eventuell noch auftretende Faktoren die Botschaft des Autors grundsätzlich auf den Kopf stellen werden, ist aber wohl nicht zu erwarten. Diese lautet: Die Energieversorgung durch Biotreibstoffe ist nicht nachhaltig. Sie ist sogar als Übergangslösung höchst kritisch zu betrachten, da sie in ihrer Bequemlichkeit keinen tiefgreifenderen Struktur- oder Bewusstseinswandel begünstigt.
Rezension: Sacha Rufer
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