Autor | Christa Pöppelmann |
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Verlag | Gerstenberg Verlag |
Umfang | 191 Seiten |
ISBN | 978-3-8369-2738-3 |
Preis | Fr. 33.90 (UVP) |
Wie wir indessen gelernt haben, sind solche Einblicke in die Menschheitsgeschichte aus der Bodenperspektive meist reizvoller, als man auf den ersten Blick denken würde, und dieses Buch ist hier keine Ausnahme. Aus Mesopotamien, Ägypten oder Rom halten sich die Nachrichten zu bäuerlichen oder städtischen Kleingärten zwar noch in überschaubarem Rahmen. Doch wirklich spannend wird die Geschichte ohnehin mit der beginnenden Verstädterung und Industrialisierung, und der Schwerpunkt, den die Autorin darauf setzt, geht völlig in Ordnung. Wir lernen hier, wie der städtische Kleingarten, als Schrebergarten oder als Laube, immer schon im Spannungsfeld zwischen rigider Verordnung und alternativen Lebensentwürfen stand. Er war entweder ein Werkzeug von bevormundender Sozialpolitik, gemeinschaftlicher Selbsthilfe oder eines defensiven Individualismus, und so spiegelt er durchweg die Zeichen der Zeit.
Christa Pöppelmann führt diesen Blickwinkel bis in die Gegenwart fort, wo mit unserer neuen städtischen Gartenkultur der Kleingarten nochmals eine neue Zielsetzung und Aufgabe erhält, die zwar zwischen diesen Positionen spielt, aber auch darüber hinausweist. Guerilla-Gärtner wollen nicht nur frische Luft, etwas zu Beissen oder zurück zur Natur, sie wollen eine lebenswerte Welt erhalten: Ausgerechnet in der Stadt. Die Porträts im letzten Teil des Buches zeigen uns, weshalb dies keine vermessene Zielsetzung ist. Das Buch ist eine spannende und laientaugliche kulturgeschichtliche Abhandlung, einerseits. Mit gleichem Recht ist es ein Botschafter für die menschen-, tier- und erdenfreundlichen Zielsetzung der neuen Gartenkooperativen.
Rezension: Sacha Rufer
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