Autor | A. Dan / Maximilien Le Roy |
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Verlag | Knesebeck Verlag |
Umfang | 81 Seiten |
ISBN | 978-3-86873-509-3 |
Preis | Fr. 31.50 (UVP) |
Der Comic (oder, wenn wir es modisch korrekt wollen; die Graphic Novel) über das bewegte Leben von Henry David Thoreau zeigt diesen in einfachen Anekdoten. Wie er sich seine Hütte am Walden-See baut, das einfache, reine Leben dort sucht und ein Buch darüber schreibt. Wie er ins Gefängnis geht, weil er sich weigert, Steuern an einen die Sklavenhaltung befürwortenden und expansionistischen Staat zu zahlen. Wie er, von seiner ursprünglichen Konstitution her Pazifist, schliesslich doch einen militanten Sklavenbefreier verteidigt. Der Comic zeigt ihn zudem die meiste Zeit im Wald, in seiner geliebten Natur, in der er Ameisen beobachtet oder mit einem Indianer wandert. Es ist ein sehr geruhsamer Comic, mit atmosphärischen Bildern, ohne viele Worte. Die Radikalität des Lebensentwurfs seines Protagonisten transportiert er gleichwohl, auch wenn Le Roy und A. Dan sich beschränken. Der Autor und der Zeichner ergehen sich nicht weitläufig in seinem Denken. Sie tun stattdessen, was eben ein Comic kann: Ein Bild machen und Impressionen gestalten. Sie tun das mit der Bescheidenheit und Zurückhaltung, die man sich von Biografen wünscht. Sie lassen dafür zwar einige möglicherweise irritierende Charakterzüge der amerikanischen Ikone, wie beispielsweise seine unfreundliche Meinung über Frauen, aus. Uns stört das nicht über die Massen, da diese in dem Interview am Ende des Bandes noch Unterschlupf gefunden haben.
Inhaltlich sind wir also sowohl von der Darstellung des Protagonisten wie auch von der Darlegung seiner Lebensphilosophie angetan. Zeichnerisch bewegt sich der Band in jenem Zwischenreich knapp hinter der Simplifizierung, aber noch vor dem Detailreichtum, das wir eigentlich nicht besonders mögen. In den einzelnen Panels begegnen wir so keinem makellosen Zeichner. Er beweist die Ausgereiftheit seines Schaffens in der Komposition und der Dynamik zwischen den Panels. Bis auf wenige, gewollte Ausbrüche versteht er es, einen ruhigen Rhythmus durchzuhalten, ohne sich ständig in grossflächige Panoramen zu flüchten. So sieht Zurückhaltung von der Seite eines Zeichners aus. Insgesamt haben wir hier also einen Comic, dem es mustergültig gelingt, einen grossen, vielseitigen Philosophen, Schriftsteller und frühen Verteidiger der unbelasteten Natur als das darzustellen, was er vor allem war: Jemand, der sich seinen moralischen Ansprüchen an sich selbst kompromisslos gewachsen zeigte.
Rezension: Sacha Rufer
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